Der im März zu Ende gegangene letzte so genannte „Integrationsgipfel“ in der Endphase des Merkel-Regimes offenbarte Erwartbares: Die schrittweise Totalumgestaltung des deutschen Staates in eine antirassistische Multi-Kulti-Gesellschaft, in der sich die Mehrheitsgesellschaft an die legalen und illegalen Einwanderer anzupassen hat, nicht etwa umgekehrt! Das von Rot-Grün und der Merkel-CDU propagierte Angriffs-Label „Antirassismus“ weitet dabei sein Arbeitsgebiet auf die gesamte deutsche Bevölkerung aus, wie Björn Harms in der neuen JF (12/21) kommentiert:
Was dieses Land plagt
Antirassismus: Vielfalt soll nicht nur geduldet, sondern muß begrüßt werden
Björn Harms
Der vorerst letzte Integrationsgipfel unter der Ägide Angela Merkels, vergangene Woche mit der Veröffentlichung des „Nationalen Aktionsplans Integration“ beendet, läßt einen Paradigmenwechsel erahnen. „Weg von der Integration, hin zur Bekämpfung von Rassismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“, forderte die Autorin Alice Hasters im Anschluß an den Gipfel in den ARD-„Tagesthemen“. Nicht mehr der Einwanderer soll also künftig in der Bringschuld stehen, sondern die per se unter Rassismusverdacht stehende deutsche Mehrheitsgesellschaft muß sich erklären. Hierzu, so Hasters weiter, müßten „unsere gesellschaftlichen Institutionen in die Pflicht genommen werden: Kitas, Schulen und Kindergärten. Polizei, Bundeswehr und Gerichte.“ Alles soll auf den Kopf gestellt werden.
Die Tochter einer US-Amerikanerin und eines Deutschen ist prominenter Teil einer wachsenden Szene aus Aktivisten, die sich der Rassismusbekämpfung in Deutschland verschrieben haben, ausschließlich über Identität und Diskriminierung publizieren und in den vergangenen Jahren rasant an Einfluß gewonnen haben. „Integration ist Müll“, verdeutlichte am Sonntag im ARD-Presseclub auch Mohamed Amjahid, seines Zeichens Autor illustrer Werke wie „Unter Weißen“ und „Der weiße Fleck“.
Die Entwicklung kommt nicht von ungefähr. Seit Jahren schon netzwerken Migranten- und Antirassismusorganisationen akribisch. Das politische Vorfeld hat sich sortiert, sitzt bereits in Schlüsselpositionen, ist in den Medien omnipräsent und dürstet nun nach dem vorläufigen Höhepunkt, der nach der Bundestagswahl im September verwirklicht werden könnte: Ein (Anti)-Rassismusministerium soll her, ob nun unter dem Namen „Ministerium für gesellschaftlichen Zusammenhalt“, wie jüngst von den Grünen vorgeschlagen, oder als „Einwanderungsministerium“, wie von einigen Migrantenorganisationen gefordert. Die Union dürfte dabei wohl kaum im Weg stehen. Als rein technokratischer Apparat hat sie den metapolitischen Kulturkampf längst aufgegeben, die Tragweite des „neuen Antirassismus“ nicht einmal ansatzweise durchschaut.
Der herkömmliche Antirassismus, dem sich jeder vernünftige Mensch verpflichtet fühlt, der keine Wertunterschiede zwischen Schwarz und Weiß macht, wurde längst abgelöst. Seit einigen Jahren haben die Anhänger der „Critical Race Theory“ („Kritische Rassentheorie“) die Definitionshoheit übernommen. Ihr „woker“ Antirassismus hat dem europäischen Universalismus abgeschworen, sortiert Menschen mit Konzepten wie „Intersektionalität“ in identitäre Hierarchien ein und spricht weißen Menschen qua Geburt die moralische Integrität ab. Während klassische Anti-Rechts-Kämpfer als Argumentationsgrundlage auf einen stets präsenten Rechtsextremismus angewiesen sind, weitet das religiös anmutende Antirassismusmodell sein Arbeitsgebiet gleich auf die gesamte deutsche Bevölkerung aus. Eine strukturell rassistische Gesellschaft läßt sich eben immer finden, wenn die Feststellung nur oft genug wiederholt wird.
Der gesellschaftliche Umbau ist damit vorprogrammiert. Nicht nur die demographische Entwicklung schafft neue Realitäten, auch der ideologische Überbau soll abgesichert werden. Wie? Das Rechtssystem muß kontrolliert werden. Schon 1995 schrieb Kimberlé Crenshaw, die Grande Dame der „Kritischen Rassentheorie“: „Das Gesetz produziert soziale Macht und ist das Produkt sozialer Macht“.
Die Maßnahmen und Gesetzesinitiativen eines Antirassismusministeriums könnten das alltägliche Leben tatsächlich in eine dystopische Hölle verwandeln. Analogien zum chinesischen Sozialkreditsystem greifen nicht zu weit. Die „woke“ Glaubensdoktrin, fein säuberlich in eine demokratische Schutzhülle verpackt, beherrscht dann nicht nur Medien, Universitäten und Politik. Auch das Private wird durchpolitisiert. Die liberale Idee der Toleranz löst sich endgültig in Luft auf. Schlimmer noch: Das omnipräsente Poppersche Dogma „Keine Toleranz den Intoleranten“ treibt sich in einer zwanghaften Bejahung des „Alle anders, alle gleich“-Prinzips selbst auf die Spitze. Vielfalt und Inklusivität müssen nicht nur zähneknirschend geduldet, sondern intrinsisch akzeptiert und begrüßt werden.
Quoten in der Wirtschaft und im öffentlichen Dienst sind dabei nur der Anfang. Wenn Sie für den Staat arbeiten, oder in einem größeren Unternehmen tätig sind, werden Sie sich künftig verpflichtenden „Diversity“-Trainings nicht mehr entziehen können, wie es in den USA bereits der Fall ist. Dort erklärt Ihnen eine queere Feministin, wie schrecklich weiße Menschen sind und wie negativ sich toxische Männlichkeit auf die Gesellschaft auswirkt. Als Konservativer mutieren Sie wie von selbst zum Anarch, der in der Berufswelt nur mehr eine tragi-komische Rolle spielt.
Parallel dazu werden Sie – wie im Nationalen Aktionsplan Integration ausdrücklich vorgesehen und im UN-Migrationspakt konzipiert – in Werbung und Medien durch Propagandakampagnen gefügig gemacht, die Einwanderung als ausschließlich positiv bewerten. Der Blick aufs Wirkliche entfällt. Daß laut Polizeilicher Kriminalstatistik hierzulande Ausländer noch immer dreimal so häufig, Asylbewerber fünfmal so häufig wie deutsche Staatsbürger an Straftaten beteiligt sind, gerät zur Randnotiz. Daß ganze Stadtteile von kriminellen Clans beherrscht werden – überflüssig. Daß fast die Hälfte der Zuwanderer laut Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge am Deutschtest scheitert – geschenkt. Es muß immer vorwärtsgehen. Denn es ist doch offensichtlich, „was dieses Land plagt“, wie Alice Hasters es uns erklärt: „Rassismus“.