Fußball: Schaulauf der Gladiatoren

Von Prof. Dr. Eberhard Hamer, Mittelstandsinstitut Niedersachsen

Die Fußballverbände sind nicht nur die reichsten, mächtigsten und bekanntesten Sportorganisationen, sondern auch die skrupellosesten, korruptesten, geldhungrigsten Funktionärsorganisationen der Welt.

Die derzeitigen „Weltmeisterschaften“ haben zwar auch mit Sport zu tun – aber vielmehr mit Geld. Die zwei Dutzend auf einem Fußballplatz herumkickenden Spieler sind wie beim Pferderennen oder anderswo in der Showbranche nur das unterste Glied, über das sich multiplikativ Organisatoren, Geldgeber, Sekundärgeschäftemacher und Kriminelle bei Weltmeisterschaften und Meisterschaften um das große Geld balgen.

Das Schicksal der einzelnen Fußballspieler ist ähnlich brutal wie anderswo im Showgeschäft: Wenn der Spieler als „Talent“ gilt, wird er gefördert – nicht seiner Person wegen, sondern weil diese Investition sich multiplizieren soll. Von 100 Geförderten verlieren mehr als 95 % die Förderung, wenn sie nicht erstklassig werden. Nur wenige sind für Spitzenleistung geeignet und machen selbst sowie für ihre Investoren das große Geschäft.

Der Profi-Fußball ist heute, wie früher das Gladiatorenspiel, rücksichtslos, menschenverachtend. Nur Spitzenleistung wird überproportional bezahlt, Spitzenleistung erreicht wird aber wiederum nur mit völliger Unterwerfung seines Lebensstils, seines Lebenswandels, seiner Ziele und seiner Gesundheit unter den Leistungszwang des Sports.

So sind die Profi-Fußballer die heutigen modernen Gladiatoren und werden wie diese rücksichtslos gedrillt, ihr Leben diktiert, ihre Funktion durch Sport bestimmt, ihre Gesundheit von Masseuren, Ärzten und z. B. Pillen rücksichtslos ausgebeutet und werden sie wie die alten Gladiatoren in Rom dem zu Brutalität gewordenen Leistungssport geopfert. Es gibt nur wenige Spitzensportler, die überhaupt gesund ins Alter kommen.  Die meisten sind vielfach operiert, zu Krüppeln oder zu Invaliden geworden – wie auch der Autor selbst mit kaputten Knien.

Der kurzen Zeit der Spitzenkarriere der Spitzensportler folgt in der Regel erst gesundheitlicher, dann wirtschaftlicher und menschlicher Absturz. Wer keine Spitzenleistung mehr bringt, wird aussortiert, abserviert, ist schlecht fürs Geschäft.

Mit der Spitzenleistung der Sportler aber verdienen vielmehr die Betreuer, Berater, Vermittler, Vereins- und Verbandsfunktionäre sowie die Medien. Das große Geld bleibt oben und kommt nur im Rinnsal bei den Akteuren unten an. An jedem Profi-Sportler verdienen nach Schätzung des Mittelstandsinstitut mehr als 30 Helfer, Schmarotzer, Journalisten und Funktionäre. Die Fußballweltmeisterschaft ist für nicht einmal 300 Spieler, aber für mehr als eine Million Geschäftemacher das große Geld.

Kommt ein Lebens-, Gesellschafts- oder Geschäftsbereich unter Einfluss des Großkapitals, verändert sich immer auch Ziel und Zweck:

  • So sind die Banken und Finanzierungshelfer zum Selbstspekulant geworden,
  • ist unser Gesundheitssystem zum Selbstbedienungsladen der Gesundheitsfunktionäre geworden,
  • haben sich die Kirchen von der ideellen Verkündigung zu materiellen, staatlichen, Finanzen fordernden Sozialanstalten entwickelt
  • und wird der Profisport heute nicht mehr der Gesundheit oder des Sports wegen, sondern um der damit zusammenhängenden Geschäfte wegen betrieben. Und in dieser Branche treiben mehr Leute Geschäft als Sport.

Entsprechend hat sich auch der Sport selbst verändert. Den Spitzensport interessiert weniger der Nachwuchs in den Vereinen als die globale Suche nach irgendwelchen auswärtigen Talenten. Die Mannschaften entwickeln sich nicht mehr aus dem Verein, sondern es werden in der ganzen Welt Fußball-Legionäre für Millionenbeträge zusammengekauft. Bodenständigkeit, Identität oder auch Nationalität spielen keine Rolle mehr. Deshalb gibt es auch keine deutsche Nationalmannschaft mehr, sondern nur noch „Die Mannschaft“ ohne Identitäten mit überwiegendem Migrationshintergrund.

Kann man ein Talent irgendwo in Afrika oder Asien kaufen, wird dieses in allen Ländern sogar mit Tricks zur Wertsteigerung zum Nationalspieler gemacht (Musiala). Und bei höherem Gebot werden sogar zur Wertsteigerung die Nationalitäten und damit die „Nationalmannschaft“ gewechselt.

Bleibt die Frage: Wie lange kann der Fußball-Gladiatoren-Sport noch Zuschauer oder Sportwetter faszinieren, wenn die mit Millionenbeträgen subventionierten multi-kulturellen Gladiatorenmannschaften aus England, Belgien, Frankreich, Deutschland o.a. immer weniger Eigenidentität haben, zum Spielball von Funktionären und Kapitalinteressen werden und nicht nur beliebig, sondern immer häufiger austauschbar sind. Einen gegen alle Finanzverlockungen heimattreuen Uwe Seeler oder Franz Beckenbauer gibt es heute nicht mehr. Spitzenspieler spielen da, wo es das meiste Geld gibt und wechseln den Verein und sogar die Nationalität, sobald es irgendwo mehr gibt. Und an diesem Wechselgeschäft verdienen die Vereine, Berater und Vermittler noch mehr als der Spieler selbst.

Mit Recht ist Borussia Dortmund eine Aktiengesellschaft geworden, deren Verdienst darin besteht, junge Nachwuchsspieler weltweit aufzuspüren, sie zu entwickeln, zu präsentieren, mit ihnen erfolgreich zu sein und sie dann mit tausendfachem Mehrwert zu verkaufen. Hat man zwei oder drei solcher Fälle im Jahr, ist hohe Rendite des Vereins, also der Aktiengesellschaft gewährleistet.

Ein anderes Geschäftsmodell ist das von Bayern München und den meisten spanischen und englischen Großvereinen bzw. -gesellschaften: Fertige Spieler und Trainer zusammenkaufen, zum Erfolg führen und als Spitzenmannschaft vom Marketing leben: von Medien, Zuschauerzahlen, Gastspielhonoraren und Fanartikelverkäufen.

Die englischen Fußballvereine sind noch weiter vom Sport auf den Kommerz orientiert: Die Spitzenvereine gehören inzwischen Oligarchen und anderen Finanzmächten. Sie sehen dies als Investment an, welches durch Siege Renditen und Wertsteigerungen erzielen muss, um dann wieder mit Gewinn verkauft zu werden.

Man muss einfach einsehen: Dem Fußball von heute geht es in erster Linie um Geld, mehr noch als um Sport. Der Profi-Sport ist nicht mehr Lebens- und Gesundheitstätigkeit, sondern brutales Geschäft, in dem die Finanzhaie Dauergewinner, die Sportler kurzfristig Mitgewinner, langfristig aber die Verlierer sind.

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