Die Endschlacht um den Donbaß hat begonnen

von Dr. Walter Post

Kiew, Kramatorsk, Mariupol

Die Hypothese, daß die russischen Operationen in Richtung Kiew und Tschernigow großangelegte Täuschungsmanöver waren, die vom eigentlichen Schauplatz der Kriegsentscheidung, dem Donbaß, ablenken sollten, wurde inzwischen vom Russischen Generalstab bestätigt. Im „Briefing“ des Russischen Verteidigungsministerium vom 30. März heißt es:

„Die Umgruppierung unserer Truppen, die [bisher] in Richtung Kiew und Tschernigow operierten, läuft wie geplant. Die erste Phase der Besonderen Militärischen Operation, die von den russischen Streitkräften im Donbaß und in der Ukraine durchgeführt wurde, war geplant worden, um den Feind zur Konzentration seiner Kräfte, Hilfsmittel, Ressourcen und militärischen Geräts zu zwingen und die dicht besiedelten Gebiete in diesen Operations-Achsen einschließlich Kiew selbst zu verteidigen. Um sie zum Kampf zu stellen und, ohne diese Städte zu stürmen und zivile Verluste zu vermeiden, den Streitkräften des Kiewer Regimes eine Niederlage beizubringen, so daß es nicht in der Lage ist, diese Kräfte in der Hauptrichtung [unserer Operationen] im Donbaß einzusetzen. Alle diese Ziele wurden erreicht.

Gleichzeitig löste die russische Armee eine andere Aufgabe, nämlich – bei mangelnder Zuführung  frischer Feindkräfte aus den westlichen und zentralen Gebieten der Ukraine, durch professionelles militärisches Handeln unter Einsatz der errungenen absoluten Luftherrschaft sowie unter Einsatz von modernen hochpräzisen Waffen – alle notwendigen Bedingungen zu schaffen für die letzte Phase der Operationen, die Befreiung der Volksrepubliken des Donbaß. [ … ] Somit wurden alle Hauptaufgaben der russischen Streitkräfte in den Richtungen Kiew und Tschernigow erfüllt. Das Ziel der Umgruppierung der russischen Streitkräfte ist die Intensivierung der Kampfhandlungen in den Gebieten von zentraler Bedeutung und, vor allen Dingen, der Abschluß der Operationen zur vollständigen Befreiung des Donbaß.“[1]

Die russischen Offensiven gegen Kiew und Tschernigow führten zu einer teilweisen Einschließung dieser beiden Städte, aber für eine Erstürmung oder dauerhafte Belagerung waren die eingesetzten russischen Truppen deutlich zu schwach. Die „Demonstrationen“ [so ein alter militärischer Fachbegriff] waren aber so eindrucksvoll, daß die Ukrainische Führung und ihre NATO-Berater sich gezwungen sahen, eine große Zahl ukrainischer Verbände für die Verteidigung einzusetzen, die natürlich in der Ostukraine fehlten. Der Donbaß war vom Russischen Generalstab von Anfang an als Schauplatz der Kriegsentscheidung ausersehen, weil erstens dort die stärksten ukrainischen Verbände standen und weil zweitens die „Befreiung“ bzw. die dauerhafte militärische Sicherung der Volksrepubliken Donezk und Lugansk das vorrangige Ziel  der „Besonderen Militärischen Operation“ war.

Gleichzeitig konnte während der militärischen „Demonstrationen“ vor Kiew und Tschernigow die Einschließung der großen ukrainischen Kräftegruppe bestehend aus 12 Brigaden in der Ostukraine vorangetrieben werden. Angesichts der großen Entfernungen in der Ukraine und der verhältnismäßig geringen Zahl der eingesetzten russischen Truppen darf man sich den Einschließungsring nicht als durchgehend besetzte Frontlinie vorstellen. Vielmehr stehen an der Ostflanke der ukrainischen Kräftegruppe nur einzelne „Bataillonstaktische Gruppen“, zwischen denen große Abstände bestehen. Diese „Frontlücken“ im Einschließungsring werden nicht durch Infanterie, sondern durch „Feuer“, d.h. die russische Rohr- und Raketenartillerie, vor allem aber durch die russische Luftwaffe beherrscht. Die russischen Kampfflugzeuge sind voll nachtsichtfähig und werden auch mit Vorliebe nachts eingesetzt. Da das Gelände in diesem Teil der Ukraine flach und offen ist, ist ein Entkommen größerer ukrainischer Gruppen mit Kampffahrzeugen aus dem Kessel praktisch unmöglich.

Die russischen Streitkräfte nutzten die Zeit, um die schweren Waffen, Waffensysteme, Kampfflugzeuge, Kampfhubschrauber, Munitions- und Treibstoffdepots der Ukraine durch hochpräzise Angriffe mit Flugkörpern, Raketen und Kampfflugzeugen systematisch zu zerstören.

Von den ursprünglich vorhandenen ukrainischen 2.416 Kampfpanzern und gepanzerten Fahrzeugen wurden bis zum 30. März 1.767 vernichtet, von 1.509 Feldartilleriegeschützen und Mörsern 741, von 152 Kampfflugzeugen 124, von 149 Hubschraubern 77.[2]

Bei den ukrainischen Truppen im Donbaß scheint mittlerweile ein ernster Mangel an Panzern, Fahrzeugen aller Art und Treibstoff zu herrschen. Einsätze der ukrainischen Luftwaffe sind mangels Flugzeugen mittlerweile eine Seltenheit. Die an die NATO gerichteten Hilferufe der ukrainischen Regierung mit der dringenden Bitte um Lieferung von Panzern und Kampfflugzeugen sind daher nicht weiter verwunderlich.

Ein Drittel der im Raum Kiew versammelten russischen Kräfte soll in Richtung Norden über die Grenze nach Belarus abgezogen sein, um von dort aus die Drohung gegen die ukrainische Hauptstadt aufrecht zu erhalten. Damit kann die ukrainische Führung nicht viel mehr als 15.000 Mann zum Entsatz der ukrainischen Truppen in den Donbaß entsenden.[3]

Die laufende Umgruppierung der russischen Armee und der Abzug von Kräften von Kiew und Tschernigow dient der Verdichtung des Einschließungsrings um die ukrainische Kräftegruppe im Donbaß im Raum Kramatorsk-Slawjansk und dem anschließenden „Ausräumen“ des Kessels. Ein weiterer, kleinerer Kessel besteht bei Nikolajewka. Bei der Zerschlagung der eingekesselten ukrainischen Truppen wird die russische Armee sich vor allem auf ihre weit überlegene Artillerie stützen. Während die ukrainischen Truppendurch die Verengung der Einschließungsringe immer weiter zusammengedrängt werden, bieten sie gleichzeitig immer bessere Ziele für den Feuerkampf.[4]

Gleichzeitig geht der Kampf um das eingeschlossene Mariupol seinem Ende entgegen, mittlerweile sollen mehr als 90 Prozent der Stadt fest in russischer Hand sein. Damit werden weitere 30.000 bis 40.000 Mann der russischen Armee, der Volksmilizen der DNR und LNR und tschetschenische Spezialverbände für die Endschlacht im Donbaß frei. Einheiten des Neonazi-Regiments „Asow“ und der ukrainischen Marineinfanterie können sich nur noch in einem Teil des Hafens sowie den riesigen Industriekomplexen Asow-Stahl und Iljitsch-Stahl halten. Im Endkampf um Mariupol kam es im Verlauf der vergangenen Woche zu einigen merkwürdigen Ereignissen. Die ukrainische Führung versuchte mit allen Mitteln, einige Personen aus dem riesigen Asow-Stahlwerk zu evakuieren. Auf dem Werksgelände landeten mindestens sieben Hubschrauber, von denen vier von der russischen Flugabwehr abgeschossen wurden. Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron telephonierte mit Wladimir Putin und forderte die Einrichtung eines humanitären Korridors zum Asow-Stahlwerk, was dieser aber ablehnte. Etwas später änderte die russische Regierung ihre Meinung und gab Zustimmung, aber nun wollten die Ukrainer nicht mehr. Wer oder was ist so wichtig, daß Macron mit Putin telephoniert und die Ukrainer dafür ihre knapp gewordenen Hubschrauber und die hochspezialisierten Besatzungen opfern? Auf dem Gelände von Asow-Stahl fand ein russischer Soldat das Barett eines französischen Fremdenlegionärs.[5] Das russische Verteidigungsministerium gab am 8. April bekannt, daß im abgehörten gegnerischen Funkverkehr in Mariupol neben Russisch und Ukrainisch sechs weitere europäische Sprachen verwendet werden. Es ist daher naheliegend, daß in dem Asow-Stahlwerk ausländische Söldner und hochrangige Militärberater der NATO mit eingeschlossen sind.[6] Der Abgeordnete der russischen Staatsduma Adam Delimchanow berichtete in einem Interview mit RT, daß die russischen Streitkräfte mit etwa 100 NATO-Militärberatern in Kontakt stehen, die nach einer Möglichkeit suchen, aus dem Asow-Stahlwerk zu entkommen. Delimchanow rät den NATO-Offizieren, keine weiteren – aussichtslosen – Fluchtversuche mit Hubschraubern zu unternehmen, sondern ganz einfach die weiße Flagge zu hissen.[7] Ein Rettungsversuch mit Hilfe eines zivilen Frachtschiffs unter Malteser Flagge über das Asowsche Meer scheiterte in der Nacht vom 8. auf den 9. April an der Aufmerksamkeit der russischen Schwarzmeerflotte.[8]

Nach dem Abzug der russischen Armee aus dem Raum um Kiew wurden am 3. April Berichte über ein Massaker an Zivilisten in dem Kiewer Vorort Boutscha bekannt, daß von russischen Soldaten verübt worden sein soll.

Dazu ist zunächst einmal grundsätzlich zu sagen, daß die Aufklärung von Kriegsverbrechen in sehr vielen Fällen alles andere als einfach ist. Das gilt insbesondere dann, wenn sie zeitlich länger zurückliegen. Zur Illustration ein Beispiel aus dem Koreakrieg 1950-53, das ich gewählt habe, weil es keine europäischen Empfindlichkeiten betrifft: Bei einer Eisenbahnbrücke nahe dem Dorf No Gun Ri südöstlich von Seoul, wurden zwischen dem 26. und 29. Juli 1950 südkoreanische Flüchtlinge durch das 2. Bataillon des 7. US-Kavallerieregiments sowie durch Tieffliegerangriffe getötet. Es sind weder die genaue Zahl der koreanischen Opfer noch alle ihre Namen bekannt. Der ganze Fall beruht fast ausschließlich auf Zeugenaussagen, die den Hergang der Ereignisse höchst widersprüchlich schildern, aufgefundene amerikanische Dokumente haben nur teilweise Licht ins Dunkel bringen können. In den 1990er Jahren erregte der Fall in Südkorea und in den USA durch Presseberichte und  Buchveröffentlichungen Aufsehen, woraufhin das Pentagon im Herbst 1999 den Generalinspekteur der amerikanischen Armee mit einer offiziellen Untersuchung der Ereignisse bei No Gun Ri beauftragte. Die Regierung in Seoul ordnete ebenfalls eine Untersuchung durch das Verteidigungsministerium an. In den folgenden 15 Monaten  wurden im Verlauf der beiden Untersuchungen etwa 200 US-Veteranen und 75 Koreaner befragt. Die Ermittler der US-Armee sichteten außerdem eine Million amerikanische Dokumente. Am 11. Januar 2001 stellten die beiden Regierungen ihre Berichte der Öffentlichkeit vor, die jedoch  zu keinem übereinstimmenden Ergebnis führten. Fest steht  nur, daß bei No Gun Ri vielleicht einige Dutzend, vielleicht einige Hundert koreanische Zivilisten zu Tode kamen. Ob das 7. Kavallerieregiment bei No Gun Ri das Feuer eröffnet hat, weil die Truppe einen Befehl von oben erhalten hatte, weil sie in Panik geraten war oder weil sie von koreanischen Partisanen beschossen wurde, die sich unter die Flüchtlinge gemischt hatten, ist ungeklärt. Daran ist aber auch die Frage geknüpft, ob es vorsätzlicher Mord, ob es Totschlag oder ob es die unvermeidliche Begleiterscheinung einer Kriegshandlung war. Die amerikanischen Justizbehörden haben gegen keinen einzigen der beteiligten US-Veteranen jemals ein  Strafverfahren eingeleitet. Im Juli 2007 begann ein Team der Universität von Chungbuk mit  Ausgrabungen bei  No Gun Ri, um nach sterblichen Überresten der Opfer zu suchen, die Ausgrabungen blieben jedoch erfolglos. Der Fall No Gun Ri ist bis heute in wesentlichen Aspekten ungeklärt.

Die Chancen für die Aufklärung eines Kriegsverbrechens sind dann am besten, wenn dies zeitnah durch eine neutrale, unabhängige Kommission geschieht. Nach Bekanntwerden des Massakers von Boutscha beantragte der russische Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York Wassili Nebensja eine sofortige Sondersitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen mit dem Ziel, eine internationale Untersuchungskommission einzusetzen.  Dieser Antrag wurde jedoch von der UN-Botschafterin Großbritanniens Barbara Woodward, die derzeit den Vorsitz im Sicherheitsrat führt, ohne nähere Begründung zurückgewiesen. Nebensia hielt daraufhin am 4. April in New York eine Pressekonferenz ab, bei der er die russische Position zu den Ereignissen in Boutscha darlegte:

„In der Zeit, in der die Stadt sich in der Hand der russischen Streitkräfte befand, hatte nicht ein einziger Einwohner unter irgendwelchen Gewalttaten zu leiden. Solange die Stadt unter der Kontrolle der russischen Streitkräfte stand, konnten sich die Ortsansässigen in der Stadt frei bewegen und Mobiltelephone benutzen. So konnten sie in den sozialen Medien jedes Foto und jegliche Videoaufnahme von jeder theoretischen ‚Belästigung‘ hochladen, falls diese tatsächlich erfolgt sein sollte. Es ist jedoch nichts dergleichen geschehen.

Lassen sie mich die Ereignisse in chronologischer Reihenfolge schildern. Am 30. März, nach einer weiteren [russisch-ukrainischen] Verhandlungsrunde in Ankara, kündigte das russische Verteidigungsministerium den Rückzug von Truppen aus verschiedenen Gebieten an, darunter Butscha. Diese Tatsache wurde am folgenden Tag vom Bürgermeister von Butscha bestätigt. In seinem Video vom 31. März bezeichnete Anatoly Fedoruk den Rückzug der russischen Streitkräfte als Sieg der ukrainischen Armee. Interessanterweise erwähnte er mit keinem Wort Gräueltaten, Leichen, Morde, Gräber oder irgendetwas in dieser Art. Es ist schwer vorstellbar, daß ein Bürgermeister es ‚vergessen‘ kann, sich über solch ein verheerendes Szenario zu äußern.

Lassen sie mich ihnen das Video zeigen, daß Herr Fedoruk eingestellt hat. Wie sie sehen werden, wirkt er glücklich und lächelt. Es ist kaum vorstellbar, daß er sich vor dem Hintergrund von ‚Massakern‘ auf offener Straße so verhalten würde. Er spricht Ukrainisch, aber wie ich bereits gesagt habe, er ist sehr glücklich, daß sich die russischen Truppen zurückgezogen haben, was er als großen Sieg der ukrainischen Armee ansieht. Er verliert kein Wort über irgendwelche Gewalttaten in der Stadt. Dieses Video wurde am 1. April auf dem Kanal ‚Ukraine 24‘ veröffentlicht.

Ich möchte betonen – am 1. April wurde noch nichts über ‚Gräueltaten‘ gesagt.

Lassen sie mich ihnen außerdem von Foto von Schan Belenyuk zeigen, einem Abgeordneten im ukrainischen Parlament, der, laut seinen Berichten in den sozialen Medien Butscha besuchte, nachdem die ukrainische Regierung dort wieder die Herrschaft erlangt hatte. Wie sie sehen können, lächelt auch er. Er ist voller Freude. In seinen Berichten erwähnt mit keinem Wort irgendwelche Leichen. Nicht ein einziger Hinweis auf ‚Gräueltaten‘.

Am 2. April stellte die Ukrainische Nationalgarde auf offiziellen Sendern ein Video aus Butscha ein.

Lassen sie mich ihnen das Filmmaterial zeigen. Das Video zeigt, wie Angehörige der Ukrainischen Streitkräfte in Butscha einrücken. Auf dem Filmmaterial sind keine auf der Straße liegenden Toten zu sehen. Das ukrainische Militär befragte verschiedene Personen an verschiedenen Orten, quer durch die Stadt. Keiner [der Befragten] verlor ein Wort über irgendwelche ‚Massaker‘ oder Massentötungen. Die Kamera nimmt auch den Hintergrund hinter diesen Personen auf, es sind keine Leichen zu sehen.

Um es zusammenzufassen, es gibt, bevor die ukrainische Armee die Stadt besetzte, keine Berichte über Gräueltaten, die dem russischen Militär in Butscha zugeschrieben wurden. Vier Tage nachdem das russische Militär die Stadt Butscha verlassen hatte, gab es nicht einen einzigen Hinweis auf ‚Gräueltaten‘. Ich wiederhole – nicht einen einzigen Hinweis, nirgendwo. Das berüchtigte Video, das Leichen auf den Straßen der Stadt zeigt, tauchte erst am 3. April auf. Es ist voller Widersprüche und offensichtlicher Lügen. Laut seinen Urhebern lagen die Leichen zu dem Zeitpunkt, an dem das Video gemacht wurde, seit mindestens vier Tagen auf der Straße. Die Körper zeigen jedoch keine Anzeichen von Leichenstarre. Wie ist das möglich? Das widerspricht den Gesetzen der Biologie. Die Toten zeigen auch keine Anzeichen von Verwesung oder Leichenflecken, wie sie den Gerichtsmedizinern bekannt sind. Aus den offenen Wunden ist kein Blut geflossen. Ein weiterer Punkt, der belegt, daß dieses Video eine Fälschung ist.

Die ukrainischen Streitkräfte verwenden [als Kennzeichen] blaue oder gelbe Armbinden oder Ärmelstreifen. Da Angehörige der ukrainischen Miliz nicht immer Militäruniformen tragen, trugen ortsansässige Zivilisten in Butscha weiße Armbinden an ihren Oberarmen, solange die russische Kräfte in Butscha stationiert waren. Dies geschah, um Verwechslungen von Zivilisten mit Angehörigen der Miliz zu vermeiden. Als die ukrainischen Kräfte die Stadt betraten, schossen sie auf die Leute mit weißen Armbinden und töteten Zivilisten. Es existiert ein Video, das eine Unterhaltung von Angehörigen einer ukrainischen Einheit wiedergibt. Es wurde in den sozialen Medien von der sogenannten ‚Territorialverteidigung‘ eingestellt – einer radikalen nationalistischen Kampfgruppe. Einer der Radikalen fragt, ob er auf Leute ohne blaue Ärmelstreifen schießen dürfe.

Der andere bestätigt, daß dies erlaubt sei. Wer Russisch spricht, versteht dies, aber lassen sie es mich für die anderen [Anwesenden] übersetzen: Frage aus dem Off – ‚Da sind Leute ohne blaue Ärmelstreifen, kann ich auf die schießen?‘ Antwort: ‚Selbstverständlich.‘

Ich hoffe, die Beweise, die wir heute vorgelegt haben, belegen zweifelsfrei, daß das Video, das vom Kiewer Regime in Umlauf gebracht wurde, eine grobe Fälschung ist. Es hält keiner kritischen Überprüfung stand. Jedoch haben westliche Spitzenpolitiker, zum Beispiel der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz, der französische Staatspräsident Emmanuel Macron, und natürlich die britische Außenministerin Liz Truss sich eingereiht, um dieses falsche Narrativ zu verbreiten. Was in Butscha geschehen ist, ist nichts anderes als eine ‚False Flag‘ des Kiewer Regimes und seiner westlichen Sponsoren. Das mögliche Ziel dieser Provokation ist erschreckend und weckt alptraumhafte Erinnerungen an die Naziverbrechen im Zweiten Weltkrieg.“[9]

Im Verlauf der Pressekonferenz betonte Nebensia, daß er in seiner langen diplomatischen Karriere bei den Vereinten Nationen es noch nie erlebt hätte, daß der Antrag eines Mitglieds des Sicherheitsrats auf eine kurzfristige Sitzung abgelehnt worden wäre, so wie die britische Botschafterin Barbara Woodward mit dem russischen Antrag verfahren sei.

Das amerikanische Verteidigungsministerium in Washington gab am gleichen Tag, dem 4. April, eine Stellungnahme ab, in der es hieß: „Das Pentagon kann dies [die Massentötungen in Boutcha] nicht unabhängig und in Eigenregie bestätigen, aber wir sind auch nicht in der Lage, diese Behauptungen zu widerlegen.“[10]

Bereits am 2. April war aus einer offiziellen ukrainischen Quellen bekannt geworden, daß das ukrainische Sonderregiment der Nationalpolizei „Safari“ eine „Säuberung“ Boutschas von „Saboteuren“ und „Komplizen“ der „russischen Kräfte“ vorgenommen habe, ohne allerdings nähere Angaben zu machen.[11]

Am 8. April traf eine mit Cluster-Munition bestückte Rakete den mit Flüchtlingen überfüllten Bahnhof von Kramatorsk, wobei etwa 50 Tote und über 100 Verletzte zu beklagen waren. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beschuldigte sofort die russischen Streitkräfte, für diese Tat verantwortlich zu sein. In der Nähe des Bahnhofs fand sich allerdings das Heckteil der Rakete, die eindeutig als vom Typ Totschka-U (NATO-Codename SS-21 Scarab) identifiziert werden konnte.[12]

Die taktische ballistische Boden-Boden-Rakete Totschka-U (9K79) wurde 1976 bei der Sowjetarmee in Dienst gestellt und, so die offizielle Version, bei den russischen Streitkräften bis Ende 2019 ausgemustert. Die russische Armee hat Totschka-U im gegenwärtigen Konflikt in der Ukraine nie benutzt. Bei der ukrainischen Armee ist diese Rakete nach wie vor im Einsatz.[13] Die Lage des Einschlags, des abgesprengten Heckteils der, sowie ihre Reichweite von 120 km ergeben auf die Karte übertragen eindeutig, daß die Rakete von ukrainisch besetztem Gebiet abgefeuert wurde.[14] Am 15. März hatte eine Totschka-U, die zweifelsfrei von ukrainischer Seite abgefeuert worden war, das Zentrum von Donezk getroffen und 20 Menschen getötet. Während sich die westlichen Medien im Fall des Raketeneinschlags in Kramatorsk in ihrer Berichterstattung geradezu überschlagen, wurde der Fall Donezk weitgehend totgeschwiegen.

[1] Briefing by Russian Defence Ministry, Special Military Operation, 30. März 2022; https://eng.mil.ru/en/special_operation/news/more.htm?id=12415372@egNews

[2] Ebenda; die Stärkeangaben für die ukrainischen Waffensysteme in: Two more briefings: Colonel General Sergei Rudskoy and Colonel General Mikhail Mizintsev, The Vineyard of the Saker 25. März 2022; https://thesaker.is/speech-of-the-head-of-the-main-operational-directorate-of-the-general-staff-of-the-armed-forces-of-the-russian-federation-colonel-general-sergei-rudskoy/

[3] Sitrep: Operation Z, The Vineyard of the Saker 9. April 2022; https://thesaker.is/sitrep-operation-z-7/

[4] Ebenda

[5] The beret of a French legionnaire found in Mariupol? Watch out for these pictures, Time.News 6. April 2022; https://time.news/the-beret-of-a-french-legionnaire-found-in-mariupol-watch-out-for-these-pictures/

[6] It Explains It.Reminiscence of the Future… Andrei Martyanov’s Blog, 8. Februar 2022; http://smoothiex12.blogspot.com/

[7] Russian State Duma Deputy Confirms: NATO Instructors Trapped in Mariupol Factory, Bitchute 9. April 2022; https://www.bitchute.com/video/72MTe5On9t9Y/

[8] Kiev regime tries to evacuate nationalist leaders from Mariupol by sea — Defense Ministry, TASS 9. April 2022; https://tass.com/world/1435313utm_source=t.co&utm_medium=referral&utm_campaign=t.co&utm_referrer=t.co

[9] Press Briefing by Permanent Representative Vassily Nebenzia on the situation in the town of Bucha (Kiev Region) and related matters; Permanent Mission of the Russian Federation to the United Nations 4 April 2022; https://russiaun.ru/en/news/pressconf_040422

[10] Pentagon can’t independently confirm atrocities in Ukraine’s Bucha, official says; reuters.com 4. April 2022; https://www.reuters.com/world/pentagon-cant-independently-confirm-atrocities-ukraines-bucha-official-says-2022-04-04/?taid=624b43bd3225ef0001288ec4

[11] Special Forces Regiment SAFARI Begins Clearing Operation in Bucha from Saboteurs and Accomplices of Russia – National Police, LB.ua 2. April 2022; https://en.lb.ua/news/2022/04/02/12441_special_forces_regiment_safari.html

[12] Ukrainian Tochka-U Missile Killed Dozens At Kramatorsk Train Station, Moon of Alabama 8. April 2022; https://www.moonofalabama.org/2022/04/a-ukrainian-tochka-u-missile-killed-dozens-at-kramatorsk-train-station.html#more

[13] SS-21 Scarab Wikipedia; https://de.wikipedia.org/wiki/SS-21_Scarab

[14] More Evidence That Ukraine Fired The Missile Which Killed Dozens In Kramatorsk, Moon of Alabama 8. April 2022; https://www.moonofalabama.org/2022/04/more-evidence-that-ukraine-fired-the-missile-which-killed-dozens-in-kramatorsk.html#more

 

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