Vom realen Bargeld zum irrealen Digitalgeld

von Prof. Dr. Eberhard Hamer

„Der größte und weitreichendste Wirtschaftsskandal unserer Tage findet zurzeit durch die Manipulationen an den Geld- und Währungssystemen statt.

Der Geldbetrug hat erstmalig eine globale Dimension, weil er weltumspannend stattfindet, von keiner nationalen Regierung deshalb mehr kontrolliert, gestoppt oder verhindert werden kann und weil er sogar nach den veralteten nationalen Gesetzen formal legal stattfindet“[1].

Nach der Finanztheorie ist Geld ein legalisiertes Tauschmittel, welches auch zur Wertaufbewahrung dienen soll. Wegen seines Realwerts war die Ausgabe deshalb früher staatliches Privileg (Münzhoheit). Die als Geld umlaufenden Gold-, Silber- und Kupfermünzen hatten staatliche Prägung. Der Staat garantierte also die Reinheit des Metalls und das Gewicht der Münzen, so dass jeder in jedem Land wusste, wie viel dieses Geldstück wert war. So waren die Metallmünzen zugleich Tauschmittel und Dauerwert.

Der Edelmetallvorrat war somit die Basis für das in Edelmetall umlaufende Naturalgeld. Solche Goldumlaufwährungen gab es noch bis zum 1. Weltkrieg.

Jede Goldumlaufwährung hatte allerdings den Nachteil, dass Gold nicht so stark vermehrbar ist, wie die Wirtschaft wuchs, dass also eine gewisse deflatorische Geldknappheit stärkeres Wirtschaftswachstum behindern könnte. Deshalb gingen viele Staaten zu einer indirekten Goldwährung über. Sie hatten einen bestimmten Goldschatz und gaben auf dieser Basis staatliche Zentralbanknoten aus, die im täglichen Gebrauch leichter zu transportieren, zu zählen und auch in höheren Summen aufzubewahren waren. Der Wert beruhte darauf, dass die Gelscheine jederzeit bei der Zentralbank in entsprechendes Gold oder Silber umgetauscht werden konnten (Goldkernwährung). Da aber nicht alle Geldscheininhaber auf dem Umtausch ihrer Scheine in Gold bestanden, reichte normalerweise ein Volumen von weniger als 10 % Gold für ein um 90 % höheres Währungsvolumen an Geldscheinen.

Das System funktionierte weltweit, weil auch Länder, die selbst keinen Goldschatz hatten, den Inhabern einen festen Umtauschkurs zu anderen Währungen garantierten, die ihrerseits wieder einen Goldkern hatten. So konnten die Bürger zumindest auf eine indirekte Geldwertgarantie bauen (Gold-Devisenwährung).

Der entscheidende Schritt weg vom Staatsgeld war 1913 die Gründung des privaten Federal Reserve-Systems in den USA. Ein privates Bankenkartell um die beiden Hochfinanzgruppen Rotschild und Rockefeller hatte sich eine private Zentralbank geschaffen mit dem Recht, eigenes Geld auszugeben, welches gesetzliches Zahlungsmittel wurde und für welches anfangs noch die amerikanische Zentralregierung garantierte. Von dieser privaten Bank wurden nach dem 1. Weltkrieg die Geldreserven der Welt zusammengekauft mit der Folge, dass viele nationale Währung ihren Goldstandard nicht mehr halten konnten und in der Deflation zusammenbrachen (1. Währungswirtschaftskrise).

Gegen Ende des 2. Weltkrieges wurde deshalb in Bretton Woods 1944 wieder ein neuer Gold-Dollar-Standard beschlossen, denn aus der Kriegspleite Deutschlands und der Bezahlung der Rüstungsgüter der kriegsführenden Nationen sammelte die Federal Reserve Bank über 30.000 Tonnen Gold der Welt ein – mehr als die Hälfte des verfügbaren Goldes –, welches zur Deckung des Dollar-Standards diente. Der Dollar war nun Hauptreservewährung der Welt. Deshalb nutzten die Zentralbanken überall Dollars, um Rohstoffe dafür zu kaufen, die nur auf Dollarbasis gehandelt wurden (Petrodollar). Die Dollar-Herrschaft über die Welt hatte begonnen.

1971 kündigte Präsident Nixon die Einlösungspflicht von Dollar in Gold und zugleich die Haftung des Staates für den Dollar auf, weil die FED übermäßig viele Dollar in Umlauf gebracht und die anderen Zentralbanken dafür Golddeckung verlangt hatten. Der Goldvorrat war geschrumpft, die Deckung des Dollars in Gold nicht mehr zu halten, der Dollar wurde immer weniger wert, war nur noch gedrucktes legalisiertes Zahlungspapier.

Eine ungedeckte Währung kann zwar durch Gesetz zum amtlichen Tauschmittel erzwungen werden, nicht jedoch zum Mittel der Wertaufbewahrung. Dazu bedarf es des Vertrauens der Geldscheininhaber, dass ihre Scheine langfristig wertgesichert seien. Der langfristige Kurswert – das Vertrauen – einer freien „Quantitätswährung“ hängt wiederum allein von der Knappheit des Geldes bzw. von der Geldmenge im Verhältnis zur Gütermenge ab. Das Problem: Während sich in den letzten 50 Jahren die Gütermenge der Welt nur verfünffacht hat, hat sich die Geldmenge versechzigfacht.

Die Bundesbank hat in ihrer Satzung die Verpflichtung, für Geldwertstabilität zu sorgen. Sie war deshalb Störer im Chor der Geldmengenvermehrer und Inflationisten des Weltwährungssystems und wurde deshalb in eine Europäische Zentralbank eingegliedert, die zwar ebenfalls für Geldwertstabilität sorgen sollte, aber nie gesorgt hat, vor allem nicht unter dem dubiosen Präsidenten Draghi und noch weniger unter der wegen Korruption vorbestraften Präsidentin Lagarde.

Inzwischen hat keine Währung der Welt noch irgendeine reale Wertgrundlage, hat sich das Geld der Welt von jedem etwa zugrundeliegenden Sachwert gelöst, wird es als Papier hemmungslos neu gedruckt und durch ständige Vermehrung ständig entwertet.

Durch geschickte Manipulation von Devisenkursen wird noch ein scheinbares Wertverhältnis der Währungen vorgetäuscht, damit die Menschen es als Tauschmittel weiter verwenden. Seine Wertaufbewahrungsfunktion hat es aber schon lange verloren.

Die US-Hochfinanz steuert über die ihr gehörende FED das Geld und die Währungen der ganzen Welt. Der Dollar ist privates Geld dieser US-Hochfinanz, von niemandem außer von ihr garantiert, aber nach Kräften missbraucht, vermehrt und zum Instrument ihrer Weltherrschaft und zum Hilfsmittel für den Raub aller wichtigen Rohstoffe und Sachwerte missbraucht.

Durch die ungehemmte Vermehrung des Dollars hat natürlich die ausgebende US-Hochfinanz unbegrenzte liquide Mittel, mit denen sie die ganze Welt und vor allem die Rohstoffe der Welt zusammengekauft hat. Aber auch der amerikanische Staat konnte durch die Dollarvermehrung immer mehr ausgeben als er einnahm und hat inzwischen fast 90 Billionen Dollar Schulden[2]. Ebenso haben sich die Schulden des amerikanischen Staates gegenüber dem Ausland drastisch vermehrt. Der US-Staat lässt sich also in immer größerem Ausmaß von der Welt Sachgüter gegen wertlose Dollar liefern – eine moderne Form von Tributen. Praktisch heißt das: Die Zentralbanken in China, Japan, Europa usw. sammeln die für die Sachwertlieferungen ihrer Bürger einkommenden Dollars in immer größeren Beständen als angeblich werthaltige Währungsreserve an. Praktisch werden sie aber immer wertloser und werden alle anderen Währungen dadurch ebenfalls wertloser.

Damit hat aber der Schuldner USA es selbst in der Hand, wie stark er durch eine Abwertung des Dollars seine Gläubiger entreichern – betrügen – und sich auf deren Kosten wieder entschulden will, denn 70 % aller Dollars sind im Ausland. Jede Abwertung des Dollars würde also den Schuldner entlasten und seine Gläubiger betrügen.

Vom Papiergeld zum digitalen Geld

Ein billionenfach missbrauchtes und entwertetes Papiergeld wird heute immer weniger in Scheinen dokumentiert, sondern zu über 80 % bereits von Konto zu Konto digital transferiert. Statt des Papiergelds haben die Banken und Konzerne nur noch digitale Konten und Ansprüche gegeneinander. Das noch sichtbare Papier hat sich in einen unsichtbaren Rechtsanspruch aufgelöst, der nur digital besteht und gehandelt wird.

Das Zentralbankensystem unter Führung der FED will deshalb die Papierwährung schon lange durch eine digitale Währung ersetzen.

Hemmnis ist bisher der Bargeldverkehr. Nach dem Gesetz ist nur Bargeld gleich Geld. Die umlaufenden Münzen und das gedruckte Papiergeld sind eigentlich immer noch das gesetzlich vorgeschriebene Zahlungsmittel. Gerade in Deutschland zahlt ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung immer noch „in bar“ statt über Konto oder digital.

Das Recht auf Bargeldzahlung ist nun vom Bundesverwaltungsgericht und vom Europäischen Gerichtshof zumindest für die Erfüllung hoheitlicher Abgaben abgeschafft worden. Man kann also Steuern, Sozialabgaben und Rundfunkzwangsgebühren o.a. nicht mehr bar, sondern muss sie über ein Bankkonto zahlen. Damit ist die Gesetzeslage, nach der Bargeld das einzige gesetzliche Zahlungsmittel ist, durch die höchstrichterliche Rechtsprechung ausgehebelt, wie es das Großkapital, die Finanzpolitik und die Banken wollten, nämlich die digitale Währung und Bezahlung.

Aus diesem Grunde wurde 2015 auch schon ein gesetzlicher Anspruch auf ein Zahlungskonto bei einer Bank für jedermann formuliert. Wenn jeder ein Konto haben soll und kann, ist damit die Grundlage für die digitale Zahlung von Konto zu Konto gesichert.

Wenn aber künftig im privaten Rechtsverkehr nicht mehr mit Bargeld, sondern nur noch von Konto zu Konto digital bezahlt werden soll, bedeutet dies,

  • dass unsere wirtschaftliche Existenz ins Belieben der Bank gerät. Sperrt die Bank unser Konto, können wir nicht mehr zahlen, nicht mehr einkaufen, nicht mehr existieren,
  • dass nicht nur die Bank, sondern auch der Staat Totalkontrolle über unsere Kontobewegungen hat (der gläserne Mensch),
  • dass die Möglichkeiten zur Geldmanipulation der Banken und Staaten noch steigen: sie können Abwertungen und Währungsreformen allein durch Mausklick zwangsweise durchführen, also die Gläubiger um ihre Einlage und deren Wert bringen, ohne dass diese Rechtsmittel dagegen hätten.

In Indien hat man vor 10 Jahren die Totaldigitalisierung der Währung versucht und ist dabei gescheitert, weil die Landbevölkerung und ältere Bevölkerung damit nicht zurechtkamen. Der EuGH hat ja auch ein Bargeldverbot erst zugunsten öffentlicher Abgaben digital entschieden, noch nicht im privaten Zahlungsverkehr. Versuche, auch privaten Zahlungsverkehr total zu digitalisieren stoßen in Deutschland auf großen Widerstand. Mehr als 40 % der Bevölkerung wollen weiter mit Bargeld zahlen.

Würde also auf Druck des Großkapitals, der FED und ihrer Zentralbanen sowie der Finanzpolitik die Digitalisierung auch des privaten Zahlungsverkehrs vorgeschrieben, würde dies nach Ansicht des Mittelstandsinstituts Niedersachsen scheitern, weil unsichtbare, in Fremdbelieben stehende Zahlungsvorgänge bei der einfachen Bevölkerung das Gefühl von realer Leistung zu Gegenleistung nicht ersetzen.

In den Dörfern gibt es heute unabhängig von Bargeld immer noch ein waches Bewusstsein von realer Leistung und Gegenleistung, praktisch einen „stillen Ausgleichsanspruch“. Wenn ein Dorfbewohner irgendwelche Leistungen für einen Nachbarn geleistet und dafür kein Geld genommen hat, bleibt dennoch beim Begünstigten das Gefühl, er habe seinem Nachbarn noch etwas zu erstatten und beim Leistenden das Gefühl, er habe beim Nachbarn noch etwas zugute. Der Autor hat in Jahrzehnten ländlicher Umgebung dies hundertfach erlebt.

Wenn also dieses moralische Gefühl von Leistung und Gegenleistung nicht digital befriedigt werden kann und mit Bargeldzahlung nicht mehr befriedigt werden darf, werden sich andere Zahlungsmodalitäten durchsetzen, wie Sachleistung gegen Sachleistung wie nach dem 2. Weltkrieg, wo es bis zur Währungsreform eine „Zigarettenwährung“ und Kaufmöglichkeiten von Lebensmitteln gegen Silberbestecke, Bilder oder ähnliche Sachwerte gab. Wo das Geld versagt, wertlos geworden ist oder Bargeldzahlung verboten wird, setzt automatisch Tauschwirtschaft ein. Es könnte also sein, dass statt Digitalisierung ein wachsender Tauschmarkt das Geldsystem ersetzt.

Dazu gehört auch, dass immer in der Geschichte universales Tauschmittel Gold- oder Silbermünzen waren. „Wenn in Geld nicht mehr bezahlt werden darf, wird in Gold bezahlt“, hat schon mein Vater gewusst. Gold wurde immer schon als Zahlung in der Geschichte angenommen.

Dennoch sollte uns die gegen alles bisherige Währungsrecht verstoßende Entscheidung des EuGH aufrütteln: Wenn das Papiergeld keinen Realwert mehr hat, mit Bargeld nicht mehr bezahlt werden soll oder darf und wir der Bankenknechtschaft ins Digitalgeld nicht trauen, wird wie nach dem 2. Weltkrieg zur Tauschwirtschaft Naturalie gegen Naturalie übergehen.

Der Autor hat in einem Dorf in Niedersachsen fast für jeden Bauern kostenlos Rechtsberatung als Anwalt geleistet. Diese Bauern aber haben bei irgendwelchen Gegenleistungen immer gesagt: „Wir schulden Dir ja noch etwas“, sie haben es kostenlos gegengeleistet.

Der Autor hat auch nach dem 2. Weltkrieg erlebt, wie man zwar gegen Geld nichts mehr kaufen konnte, aber gegen Silberstücke, Schmuck oder Bilder die immer noch knappen Lebensmittel bekam.

Wenn also nach dem Geldzeitalter die Tauschwirtschaft wiederkommt, wird es für uns entscheidend sein, ob wir tauschfähig sind. Das kann mit Gold- oder Silbermünzen sein, mit Schmuck oder anderen Wertgegenständen, kann auch eine für andere notwendige Leistung sein, für die dann Gegenleistung gegeben wird. Solche Leistungen waren nach dem 2. Weltkrieg z. B. Handwerkerleistungen, Arztleistungen o.a. Wer also etwas kann, was andere brauchen, wird auch in der Tauschwirtschaft „zahlungsfähig“ bleiben.

Wer dagegen nur Ökologie, Egoismus, Spaßtheorien oder Alternativpolitik anzubieten hat, wird dafür kaum noch Gegenleistung erwarten können. Die Tauschwirtschaft bringt unsere Gesellschaft jedenfalls wieder zurück auf den Boden der Realität.

Nach dem Verbot der Bargeldzahlung wird es also Zeit, sich für die Tauschwirtschaft zu präparieren: Habe ich Fähigkeiten, die andere brauchen und für die ich Gegenleistungen zu bekommen erwarten kann? Wenn nicht, habe ich Gold- und Silbermünzen oder andere Wertsachen, die ich in der Tauschwirtschaft einsetzen kann? Wenn nicht: Noch ist es Zeit, sich Tauschwerte zu beschaffen, solange der Edelmetallmarkt noch funktioniert.

Wer allerdings den Baerböcken vertraut, sollte es wohl darauf ankommen lassen und mit ihnen untergehen.

[1] Vom Verfasser: „Der Welt-Geldbetrug“, Hannover 2005, S. 61 ff.

[2] Gläubiger ist die FED als Schöpfer dieser Kredite und Schulden

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