Der Ökonom und Hochschullehrer Prof. Dr. Eberhard Hamer ist am 15. August 1932 im Pfarrhaus Mettmann als zweiter von sechs Söhnen des Pfarrers Heinrich Hamer und seiner Ehefrau Margot, geb. von Fumetti, geboren. Er hat sein humanistisches Abitur in Krefeld gemacht und schon während der Schulzeit im 400-Meter-Lauf und im Kugelstoßen nationale Siege errungen, im Handball die deutsche Handballmeisterschaft 1958.
Nach Studium der Rechtswissenschaft und der Volkswirtschaftslehre sowie Theologie in Marburg, Berlin, Bonn und Paris und der Referendarausbildung am Oberlandesgericht Düsseldorf war er zehn Jahre erst Vorstandsassistent, dann im Vorstand eines großen Elektrokonzerns und ehrenamtlicher Kreisbeigeordneter im Hochtaunuskreis, bis er 1972 in Hannover heiratete und für das Fach Volkswirtschaftslehre, insbesondere Finanzwissenschaft, an die Fachhochschule Bielefeld wechselte.
Als Wissenschaftler hatte er entdeckt, dass unsere Marktwirtschaft nicht von der Minderheit der Kapitalgesellschaften, sondern von der Mehrheit der 96 Prozent Personalunternehmen bestimmt ist.
Im 1975 von ihm gegründeten und finanzierten Mittelstandsinstitut Niedersachsen hat er in über 100 Forschungsprojekten erforscht, dass
- nur vom Inhaber geführte Personalunternehmen mittelständische Unternehmen sind,
- diese ganz andere Strukturen, Erfolgskriterien, Bedingungen und Risiken als Kapitalgesellschaften haben,
- Unternehmer ganz anders als Manager entscheiden, nämlich langfristig und nach Familiennutzen statt nur nach Rendite,
- nach Aussagen der Mitarbeiter Personalunternehmen die höchsten Humanwerte von allen Organisationsformen haben,
- zum Mittelstand aber nicht nur die 5 Millionen Selbständigen, sondern auch ca. 8 Millionen angestellter Mittelstand gehören,
- dieser Mittelstand brutto zu 62 Prozent, netto sogar zu über 80 Prozent finanzieller Träger unseres Staates und unserer Gesellschaft ist und die Subventionen an die Oberschicht und Konzerne und die Sozialleistungen an die Unterschicht alleine zu tragen hat,
- der Mittelstand insgesamt etwa die Hälfte der Bevölkerung ausmacht, aber nicht wie die Randgruppen organisiert ist und deshalb keine politische Macht hat.
Die im Mittelstandsinstitut von Hamer erforschten Zahlen und Erkenntnisse über den Mittelstand sind heute Allgemeinwissen sowie Basis der Arbeit vor allem für die Mittelstandsverbände. Die von Hamer begründete Mittelstandsökonomie ist heute bereits Lehrfach an Hochschulen.
Für die Entwicklung der Mittelstandsökonomie hat Prof. Hamer schon 1986 das Bundesverdienstkreuz erhalten.
Zum finanziellen Rückgrat der Mittelstandsforschung und der Mittelstandspolitik ist inzwischen die ebenfalls von Prof. Hamer 1989 gegründete und seitdem geleitete Deutsche Mittelstandsstiftung geworden, ohne welche viele Mittelstandsforschungen und Veranstaltungen von Mittelstandsverbänden nicht durchführbar gewesen wären.
Hamer hat die Mittelstandsökonomie auch exportiert, z. B. nach Xiang, wo er zwei Jahre gelehrt hat und seine Bücher ins Chinesische übersetzt worden sind, und nach der Wiedervereinigung nach Magdeburg, wo er auch ein Mittelstandszentrum gegründet hat, welches aber dort keine politische Unterstützung fand. Dafür hat Hamer an der Zonengrenze ein ehemaliges Familienforstgut wiederaufgebaut, vor allem auf dem Todesstreifen wieder mehr als eine Million Bäume angepflanzt und dies so vielfältig, dass er dafür als einziger Forstwirt den Europäischen Umweltpreis bekommen hat.
Auch heute noch ist Hamer aktiv, schreibt nahezu jede Woche noch einen Aufsatz und an einem Lehrbuch zur Mittelstandsökonomie: „Die personale Wirtschaft“.
Der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft ist Professor Eberhard Hamer seit Jahrzehnten verbunden. Viele Jahre war er Vorstandsmitglied.
Seinen 90. Geburtstag feiert er mit seiner Familie – Ehefrau Iris von Valtier, Dr. Immo, Dr. Eike und Imke Hamer – und im engsten Freundeskreis in Hannover.