Die Lage im nördlichen Frontabschnitt (Liman/Lyssichansk) war am 3.10.22 ruhig. Die Russen verschanzen sich ostwärts des Flusses Ajdar. Vereinzelte ukrainische Vorstöße (wohl zu Aufklärungszwecken) wurden abgewiesen. Die ukrainischen Streitkräfte in diesem Gebiet werden offenbar umgegliedert, möglicherweise z.T. nach Süden verlegt.
Im südlichen Abschnitt der Front (Cherson) konnte die ukrainische Armee auf der westlichen Seite des Flusses Dnjpr nach Süden hin weiter Gelände gewinnen. Die russischen Kräfte wichen aus und gingen in eine vorläufige Verteidigung über. (Dieses Spiel wiederholt sich ständig.)
Berichte von russischer Seite wollen von einer möglichen weiteren geplanten ukrainischen Offensive über den Dnjpr in Richtung Saporoschja wissen, mit dem Zweck, das dortige Kernkraftwerk wegzunehmen. Im Vorfeld waren in der Gegend umfangreiche ukrainische Übersetz- und Landungsübungen beobachtet worden.
Die ukrainischen Verluste sind unvermindert hoch. In den vergangenen drei Gefechtstagen sollen sie nach russischen Angaben 3-4.000 Mann (Gefallene, Verwundete, Vermisste) und Dutzende gepanzerte Fahrzeuge verloren haben; Ergebnis der starken und offensichtlich sehr effektiven russischen Angriffe mit Artillerie und Luftwaffe.
Unterdessen beginnt sich das Herbstwetter auszuwirken. Regen verwandelt das Gelände örtlich bereits in Schlammwüsten. Bewegungen von Fahrzeugen können dort nur noch auf befestigten Wegen durchgeführt werden. Dies begünstigt den Verteidiger.
Das schlechter werdende Wetter, die fortschreitenden russischen Mobilisierungen sowie die hohen eigenen Verluste zwingen die ukrainische Seite zum schnellen offensiven Handeln, bevor ihre Überlegenheit weiter schwindet. Darüber hinaus liefert der Westen nach wie vor keine dringend benötigten modernen Kampfpanzer und Kampfflugzeuge.