Die Hauptkampflinie im Ukraine-Krieg ist seit der Räumung des Chersoner Gebietes rechts des Dnjpr-Ufers im November 2022 durch die Russen weitgehend unverändert geblieben. Kämpfe am Boden toben um einzelne Ortschaften oder andere herausgehobene Geländepunkte. In den Medien wird seit Wochen über die Stadt Bachmut (ehemals 45.000 Bewohner, jetzt völlig zerstört) gesprochen, die zum größten Teil noch in der Hand der ukrainischen Armee ist, aber von Osten her von russischen Truppen bedrängt wird. Medienwirksam ist dabei der recht erfolgreiche Einsatz der mittlerweile legendären Wagner-Miliz, die in den Kämpfen auf russischer Seite an dieser Stelle die Hauptrolle spielt.
Derzeit versuchen die russischen Angreifer, die Stadt nördlich zu umfassen, um in den Rücken der Verteidiger zu kommen. Sie erzielen langsame Fortschritte, der Gegner reagiert u.a. mit dem Anlegen von Sperren und der Sprengung von Brücken.
Ob der Besitz von Bachmut überhaupt eine übergeordnete taktische oder gar operative Bedeutung hat, ist umstritten. Die Kämpfe um die Ortschaften haben ohnehin den Charakter eines Stellungskrieges, in dem jede Seite versucht, für mutmaßliche Offensiven im Frühjahr eine bessere Ausgansposition zu gewinnen.
Den Hauptanteil an den Gefechten hat nach wie vor auf beiden Seiten die Rohr- und Raketenartillerie, wobei hier eindeutig der Vorteil bei den Russen liegt. Ukrainische Soldaten sollen im Netz ausgesagt haben, das Verhältnis der verschossenen Granaten/Raketen liege bei etwa 9:1 zugunsten der Russen.
Die ukrainische Seite hat offensichtlich nach wie vor Schwierigkeiten beim Transport und der Versorgung ihrer Truppen, zweifellos noch Folgen der Stromausfälle v.a. bei der Eisenbahn durch die russischen Luftschläge der letzten Wochen.
Die Angaben über das Verhältnis der Verluste auf beiden Seiten schwankt zwischen 10:1 und 7:1 zuungunsten der Ukraine. Die kürzlich von der EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen – wohl unbeabsichtigt – gemachte Aussage, die Ukraine habe bisher 100.000 Gefallene zu beklagen, könnte durchaus zutreffen.
Insgesamt ist festzustellen, daß derzeit die gegenseitige Zermürbungs- und Abnutzungstaktik in Form des Stellungskrieges fortgesetzt wird.
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