Lage Ukraine 9./10.1.23 – Russische Vorstöße im mittleren Frontabschnitt

Der anhaltende Frost in weiten Bereichen der Front macht Bewegungen schwerer Fahrzeuge im Gelände zunehmend wieder möglich. Dennoch werden die aktuellen Gefechte auf beiden Seiten noch weitgehend von Infanterie mit Artillerieunterstützung geführt.

Im Zentrum der Meldungen steht der mittlere Frontabschnitt mit den Städten Soledar und Bachmut (Gebiet Donezk). Beide sind für die Ukraine wichtig, da sie Eckpfeiler der Verteidigung und Versorgungsknotenpunkte darstellen. Daher sind sie schwer befestigt worden. Eine Wegnahme der Städte könnte für die russischen Streitkräfte die Möglichkeit eines Durchbruches und die Teilung der Front bedeuten. Westlich von Soledar und Bachmut wird es aufgrund des offenen Geländes für die ukrainische Armee schwierig, sich erneut vorzulegen. Die nächste mögliche Verteidigungslinie läge in etwa 30 km Entfernung im Zuge des Flusses Kassenij Torez bei Kramatorsk.

In den ausgedehnten Salzminen unter Soledar sollen sich große Bestände von Munition und Gerät aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg befinden.

Soldar und Bachmut werden seit Wochen von Truppen der Wagner-Miliz angegriffen. Unterstützt werden sie von Truppen der VR Donezk. Kräfte der russischen Armee sind dort – außer zur Artillerie- und Luftunterstützung – offensichtlich noch nicht im Einsatz.

Meldungen von gestern und heute berichten von erfolgreichen Vorstößen der russischen Seite unter massiver Artillerieunterstützung. Soledar soll mittlerweile von drei Seiten eingeschlossen sein, es drohe die Einkesselung der ukrainischen Kräfte, welche sich auf dem Rückzug befinden sollen.

Der Fall Soledars könnte auch die etwa 20 km nördlich gelegene Stadt Sewersk bedrohen, wo dann ebenfalls starke ukrainische Kräfte von einer Einkesselung betroffen wären.

Gleichzeitig kommen die russischen Kräfte südlich von Bachmut weiter voran, um auch diese Stadt einzuschließen.

Die ukrainischen Verluste in Soledar und Bachmut sollen unverändert hoch sein, da Kiew weiter erheblichen Ersatz in die Städte schickt. Die weitgehend in Trümmern liegenden Straßenzüge bieten den Verteidigern dabei nur noch wenig Schutz.

An den anderen Frontabschnitten, insbesondere im Bereich der Stadt Donezk, herrschen Artilleriekämpfe vor.

Die Ankündigung westlicher Länder, in Zukunft auch moderne Kampfpanzer an die Ukraine liefern zu wollen, hat auf russischer Seite Warnungen ausgelöst, der Konflikt könne dadurch erheblich eskalieren.

In den vergangenen Tagen wurde berichtet, Rußland habe taktische Atomwaffen auf der Krim und in Weißrußland stationiert. Es halten sich zudem weiterhin Spekulationen darüber, ob Rußland von weißrussischem Territorium eine zweite Front eröffnen könnte. In Weißrußland sollen sich jetzt etwa 50.000 russische Soldaten (2-3 Divisionen bzw. ein Armeekorps) mit schweren Waffen und Flugzeugen befinden.

Hier weitere Informationen (auf Englisch):

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