Titan-Krieg in der Ukraine?

von Prof. Dr. Eberhard Hamer

Die US-Zeitschrift Newsweek hat jüngst einen interessanten Zusammenhang gebracht:

Titan ist ein seltenes, begehrtes Metall, ein knapper und dringend benötigter Rohstoff und für Rüstungs-, Schiffbau-, Flugzeugbau und für die Entwicklung der fortschrittlichen Technologien sowie ihrer Industrie von entscheidender Bedeutung. Die USA haben Titan als einen von 35 Mineralien-Rohstoffen eingestuft, der für ihre Wirtschaft und die nationale Sicherheit von entscheidender Bedeutung sei. Der Nachteil ist nur: die USA müssen diesen Rohstoff importieren, sie haben keinen Titanschwamm mehr in ihrem nationalen Verteidigungsvorrat und der letzte Produzent von Titanschwamm in den USA hat 2020 seinen Betrieb eingestellt. Die Großmächte können aber ihre wirtschaftliche Bedeutung nicht halten, wenn sie kein Titan bekommen.

57 % der weltweiten Titanproduktion kam im letzten Jahr aus China, weitere 17 % aus Japan und 13 % aus Russland. Die Ukraine produzierte 4.000 Tonnen, hat aber im Donezk-Gebiet noch große unerschlossene Lagerstätten. Zwei große Lagerstätten haben die Russen inzwischen erobert. Um die weitere des Bergbauunternehmens Velta in der Nähe von Dnjepropetrowsk wird zurzeit gekämpft. Die von der atlantischen Presse erzwungenen Panzerlieferungen an die Ukraine sollen nach Newsweek auch damit zusammenhängen, dass die restlichen Titanvorkommen der Ukraine und die weiteren Lagerstätten für Seltene Erden gesichert werden sollen. Immerhin ist die Ukraine zweitgrößte Lagerstätte für Seltene Erden hinter China und deshalb für die moderne Industrie unverzichtbar.

Nur vordergründig geht es also in der Ukraine um Demokratie und Völkerrecht. Der eigentliche Grund für den Ukraine-Krieg könnte nach Newsweek in seinen Bodenschätzen und vor allem im Titan liegen. Die USA haben kaum Titan, die Chinesen 60 %. Die USA müssen 90 % ihres Bedarfs aus China und Russland importieren. Um unabhängiger zu werden, brauchen sie also eigene Titanquellen. Titan ist sowohl für die USA als auch für die EU zur Entwicklung ihrer Industrien und militärisch-industriellen Komplexe von entscheidender Bedeutung. Russland und China diktieren weltweit den Markt (70 %). Um über entscheidende Titan-Bestände verfügen zu können, braucht man also die Herrschaft über die Titan-Lagerstätten der Ukraine. Der Kampf um die Ukraine wird so als Kampf um eine der wichtigsten industriellen Rohstoffe – Titan – verständlich.

Die USA sind bisher von chinesischen und russischen Titanlieferungen abhängig und wollen diese Abhängigkeit durch den Ukraine-Krieg beenden.

Die Ukraine ist zudem als Lagerstätte der Hälfte der Seltenen Erden der Welt für die Entwicklung der militärischen Technologie des Westens und als Rückgrat der künftigen Abschreckung gegen Russland und China unverzichtbar.

Newsweek sagt dazu: „Wenn die Ukraine gewinnt, sind die USA und ihre Verbündeten in der Pole-Position, um eine neue Titanquelle zu erschließen. Gelingt es Russland jedoch, die Vorkommen und Anlagen des Landes zu beschlagnahmen, wird Moskau seinen globalen Einfluss auf eine zunehmend strategische Ressource ausbauen“.

Geht es aber in der Ukraine eigentlich um Titan, hat dies Auswirkungen auf die Friedenschancen. Brauchen die USA das ukrainische Titan, werden sie keinem Frieden zustimmen, der diese für die US-Industrie lebenswichtigen Rohstoffquellen in der Hand der Russen lässt. Das erklärt auch das altbekannte Geschrei von Selenski vom „Kampf bis zum Endsieg“ und der „Rückeroberung des Donbass und der Krim“ sowie die Bekenntnisse der amerikanischen Rüstungsindustrie und Generalität vom wohl länger dauernden Krieg mit immer stärkerer Aufrüstung, also der Eskalation statt Friedensbereitschaft.

Auch die Erpressungsspirale für die Lieferung deutscher Rüstungsgüter geht weiter. Bevor sich die Ukraine etwa für die von der internationalen Presse von Scholz abgepressten Panzer bedankt hätte, stellte sie sofort Zusatzforderungen nach Flugzeugen und U-Booten. Die internationale Presse ist bereits auf diese Forderungen eingeschwenkt. Scholz wird irgendwann auch auf diese Eskalationsstufen des Ukraine-Krieges mit Gefahr einer Kriegsbeteiligung reagieren müssen oder – wie Schröder – wegen Gehorsamsverweigerung medial und politisch abgestraft werden.

Die Aussichten für einen Frieden in der Ukraine sind deshalb vorerst schlecht, solange die Russen noch einen Teil des Ukraine-Titans in der Hand haben und die Amerikaner hoffen können, dies militärisch durch die Militärlieferungen der europäischen Staaten zurückerobern zu können. Europa sollte jedenfalls bedenken, dass es möglicherweise nicht aus humanitären Gründen, sondern aus imperialistischen Rohstoffinteressen in einen 3. Weltkrieg getrieben wird.

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