Eine Lanze für den Vater

von Christa Meves

Langjährige psychologische Erfahrung lehrt: Jeder ausgereifte Mann hat eine andere Verteilung von Lebensaufgaben als die Frau. Das ist zwar wissenschaftlich abgesichert, wird aber in vielen Familien nicht entsprechend bedacht. Dadurch hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die Stellung des Mannes in unserer Gesellschaft in einer bedenklichen Weise verändert. In der europäischen Zivilgesellschaft hatte er bis in die letzten Jahrhunderte hinein eine beachtlich vorherrschende Position: Wenn trotz aller Kriege noch ein Paterfamilias überlebt hatte, nahm er die Stellung eines Hauptes in dieser Gemeinschaft ein.

Aber seit einigen Jahrzehnten wurde das zumindest hierzulande infrage gestellt. Zwar war die Entwicklung der Gleichberechtigung von Mann und Frau eine Notwendigkeit. Aber die Übertreibung der ursprünglich berechtigten Forderung gegen die Unterdrückung der Frau äußert sich in einem erschreckenden Maße: Eine schmiegsame Einpassung der Ehefrauen unter die Stellung des Paterfamilias im Familienverband und ebenso gewichtig die Hochachtung der leiblichen Kinder für einen großzügigen Vater schwinden in einem erschreckenden Maße und oft sogar in unfassbarer negativer Vielfalt dahin.

In zunehmender Menge geschieht, dass die traditionelle Familienstruktur, ein verheiratetes Paar von Mann und Frau und den daraus erwachsenden Kindern, durch eine mehr oder weniger rigorose Trennung der Ehepartner immer weniger gelebt wird. Die Partner werden von den Ehefrauen dann als unzureichend erklärt und Trennung eingeleitet.

Wie konnte es soweit kommen? Zwei mächtige Zerstörungsfaktoren zeigten sich so:

  1. Die Erwerbstätigkeit junger Mütter mit Kindern unter drei Jahren und
  2. die Abwertung des Mannes durch Machtanmaßung der verselbstständigten Frau.

Heilung lässt sich hier nur bewirken, wenn wir auf bewährten Familienstrukturen aufbauen. Ebenso wie die seelische Gesundheit der Kinder durch eine natürliche Form der Kleinkindhaltung erreicht werden kann, kann das nur geschehen, wenn die beiden Hauptpfeiler der Kindererziehung, Mutter und Vater, neu eine bewusste großmütige Vaterschaft mit einer liebevollen Hinwendung zum Nachwuchs vollziehen. Der moderne Mann unterliegt aber zur Zeit einer erheblichen Gefahr: Als eine in sich bedeutende, wertvolle Person ist er heutzutage geradezu davon bedroht, überrollt zu werden. Dabei bildet der Schwund der Position des Vaters als eines großmütigen, weisen Dirigenten in der Familie einen Zustand genereller seelischer Schwächung in der jungen Generation. Deswegen brauchen wir, und zwar rechtzeitig, eine Bemühung um die Gewinnung einer Verpflichtung einer zusammenhaltenden Ehe für den jungen Mann – besonders als Vater. Sonst gerät er in die ungute Situation, wie eine Schachfigur zu – von Frau und Schwiegermutter diktierten – Aufgaben hin- und hergeschoben zu werden, die oft seiner Wesenheit und seiner natürlichen Berufung nicht entsprechen. Es sieht so aus, als schwände vielen – sogar auch schon jungen Exemplaren – das dringend nötige eigene Wertbewusstsein. Deshalb habe ich dazu einen kleinen Zuruf versucht:

 10 Merkzeichen für den Mann

  1. Als Mann bist du von Gott zur Mitgestaltung der Schöpfung berufen! (Als Gärtner, als Verwalter, als Erfinder, als Künstler, als Vater etc.).
  2. Du hast die Aufgabe, die Erde zu bebauen! (Auch Acker, Haus, Herd und Land).
  3. Du hast die Aufgabe, die Erde als Wohnraum zu erhalten! (Auch zum Schutz vor ihrer Zerstörung durch Maßlosigkeit in Technik und Wirtschaft).
  4. Du bist für den natürlichen Fortgang der Zukunft mitverantwortlich! (Für die Gesunderhaltung und die Bewahrung des Lebens – auch des ungeborenen Menschen, der Uralten und der Geschöpfe).
  5. Du hast für dein Umfeld Mitverantwortung! (Für deine Familie – manchmal auch für Nachbarn, für deine Stellung an Flüssen, Seen und Bergen).
  6. Lass dich von diesen Aufgaben von niemandem abhalten! (Selbst nicht von deinen eigenen wilden Ausläufern, nicht von machtanmaßenden Männinnen – selbst unter Umständen sogar von deiner eigenen Frau).
  7. Du bist für deine Kinder zum Vorbild berufen! (Auch in Gemeinden und Verbänden)
  8. Deine Kinder wollen von dir geliebt, wertgehalten und wohlwollend behandelt sein! (Wie deine Nächsten auch).
  9. Deine Kinder wollen von dir beschützt sein! (Auch durch das geltende Recht und durch Landesverteidigung).
  10. Die dir Anvertrauten wollen verstanden sein! (Gebrauche dafür die dir von Gott geschenkten Augen und das dir dafür erstellte Gehirn zum Nach-Denken und Einfühlen – auch beim Umgang mit deiner Frau).

Christa Meves, geboren 1925. Studium der Germanistik, Geografie und Philosophie an den Universitäten Breslau und Kiel. Staatsexamen in Hamburg, dort zusätzlich Studium der Psychologie, Ausbildung zur analytischen Kinder- und Jugendlichen-Therapeutin an den psychologischen Instituten Hannover und Göttingen. Frei praktizierend in Uelzen, Mutter zweier Töchter, sechs Enkel. Zahlreiche Bücher im Bereich Familien- und Kinderpsychologie und Lebenshilfe. Christa Meves setzt sich unermüdlich für die traditionelle Familie als Fundament einer starken Gesellschaft ein.

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