Prof. Dr. Eberhard Hamer, Mittelstandsinstitut Niedersachsen e.V.
Die USA und NATO haben Russland mit Totalsanktionen belegt, um dessen Wirtschaft zu vernichten und den wirtschaftlichen Verkehr der NATO-Länder mit Russland zu beenden.
Diese Sanktionen treffen nicht nur deutsche Unternehmen, denen es untersagt ist, in ihren Niederlassungen in Russland noch Geschäfte zu machen. Viele deutsche Konzerne mussten ihre Niederlassungen in Russland schließen – ob sie je wieder eröffnet werden, hängt von der Dauer der Sanktionen ab, dürfte also fraglich sein.
So wie uns Deutschen geht es aber auch den übrigen Europäern, denen der Geschäftsverkehr mit Russland praktisch untersagt ist. Ganz Europa soll auf diese Weise entsprechend dem Gründungsprinzip der NATO: „To keep the Russians out“ von Russland abgekoppelt werden. Wirtschaftlich ist ein eiserner Vorhang gezogen worden und haben wir nicht nur kalten Krieg, sondern heißen Wirtschaftskrieg begonnen.
Das zeigen vor allem die Finanzboykotte und der Gas- sowie Ölboykott mit Russland.
Der Ausschluss Russlands aus dem SWIFT-Abrechnungssystem und das Verbot aller Banken, mit russischen Banken noch Geschäftsbeziehungen zu haben, ist in der Wirtschaftsgeschichte einmalig, war aber schon lange zu erwarten, seit Russland mit China ein Konkurrenzabrechnungssystem zum SWIF begonnen hat, nämlich CIPS. Die Russen haben offenbar den Boykott kommen sehen und ihre Dollar zumeist verkauft. Die Chinesen sind nun krampfhaft dabei, ihre Dollar ebenfalls loszuwerden, können dies aber nur begrenzt, weil massive Dollarabgaben zum Kurssturz des Dollars führen und damit die chinesischen Guthaben mitentwerten würden.
Neben China und Russland sind bereits mehr als 20 Länder dem neuen CIPS-Abrechnungssystem beigetreten, könnte das, was die USA als finanzpolitischen Todesstoß gegen den Rubel und Russland beabsichtigt haben, zum Boomerang werden, wenn die Welt ein zweites, auf Goldbasis sicheres Abrechnungssystem bevorzugt und aus dem nicht mehr wertgedeckten Fiat-Geld Dollar aussteigt. Es könnte zum Ende nicht nur der Verrechnung in Dollar, sondern auch des Dollarimperiums führen, denn bisher konnten die USA mit frisch gedrucktem Geld ohne jegliche Deckung in der Welt alles bezahlen und ihren Wohlstand für Fiat-Money erhöhen. Geht dies nicht mehr, nähmen die Länder Welt wertlose Dollar nicht mehr an, können die USA damit nicht mehr die Güter der Welt einkaufen, nicht mehr 900 Milliarden Dollar Militärausgaben bestreiten und ihre Finanzdefizite nicht mehr abdecken. Insofern könnte der Finanzboykott gegen Russland und eine Gegenreaktion der Welt den Zusammenbruch des Dollar-Imperiums nach sich ziehen.
Das wiederum bedeutet für die deutsche Wirtschaft, dass Anlagen in Dollar ihre Sicherheit verlieren, unsicher werden. Rechnen die Menschen in der Welt mit dem Absturz des ausgehöhlten, weil hemmungslos vermehrten Dollar, werden sie aus dem Dollar flüchten und wird der Dollar abstürzen, werden dafür andere Währungen – Yuan, Euro u.a. – nicht nur als Verrechnungseinheiten, sondern auch als neue Anlagewährungen gesucht werden.
Wirtschaftskrieg USA gegen Russland
Der Gas- und Ölkrieg der USA gegen Russland hatte schon vor dem Ukraine-Krieg begonnen. Trump verbot die Leitung North Stream 2, weil die USA ihr umweltschädliches, doppelt so teures Fracking-Gas in Europa loswerden wollten und deshalb die billigere russische Konkurrenz wütend bekämpften. Die USA, EU und Grünen haben nun endlich russische Gas- und Öllieferungen nach Deutschland torpediert, obwohl Deutschland zu mehr als der Hälfte seines Energieverbrauchs auf russisches Gas angewiesen war. „Lieber frieren als russisches Gas“, riet Baerbock (nicht für sich, sondern für uns). Seit der von den USA befohlene Gas-Stopp Europas gegen Russland wirksam wurde, müssen die Menschen Luxuspreise für Wärme zahlen und steigen auch für die Unternehmen die Energiepreise so stark an, dass allein die Energiekosten immer mehr Unternehmen in die Verlustzone reißen, dass hunderttausende von Unternehmen aufgeben müssen, ihre Arbeiter entlassen, keine Steuern und keine Sozialabgaben mehr zahlen und die begonnene Rezession zusätzliche Abschwungsdynamik gewinnt.
All dies wird nun mit Kriegsbosheit der Russen begründet, obwohl es schon Jahre vorher begonnen hat. Die Menschen in Europa sind inzwischen durch die US-Propaganda mit solchem Hass „gegen Putin“ und Russland, ja sogar Hass, programmiert, dass sie ihre eigene wirtschaftliche Schädigung durch die Ukraine-Politik und deren Dirigenten akzeptieren – bis sie selbst die Folgen am eigenen Leibe spüren.
Enteignungen gegen Russland
Kaum erwähnt wird in der Mainstream-Presse, dass die USA und die EU im Krieg gegen Russland auch das Vermögen russischer Bürger beschlagnahmen und sogar in der ganzen Welt verfolgen, wo dies ihr Geheimdienst aufspüren kann. Das gilt nicht nur für Sachwerte und Unternehmen, sondern auch für Finanzwerte und leider nicht nur durch die USA, sondern sogar durch die NATO-Satelliten, die sich auf Druck der USA ebenfalls an diesen Enteignungen weltweit beteiligen müssen.
Mit dieser von den USA begonnenen globalen Enteignungswelle gegen Russland und Russen wird nicht nur das Vertrauen in weltweite Investitionen und Kapitalanlagen zerstört, sondern überhaupt die Globalisierung torpediert.
Grundlage von Geschäft und Investitionen im Ausland war nämlich das Eigentumsvertrauen, dass im Ausland investiertes Vermögen und dort investierte Unternehmensbeteiligungen langfristig dem Investor erhalten bleiben. Wenn nun die Unternehmen und Anleger damit rechnen müssen, dass auch die Satelliten dem Beispiel der USA der willkürlichen Enteignung von „Feindvermögen“ folgen, ist dies das Ende des internationalen Investitionsvertrauens.
Bricht aber der Welthandel durch Vertrauensverlust zusammen, brechen vor allem Exportüberschüsse und die Exportländer zusammen – vor allem Deutschland –, werden wir nicht nur unsere Auslandsinvestitionen verlieren, sondern auch die Erträge dieser Auslandsinvestitionen und unsere Exportüberschüsse. In wenigen Jahren schon könnten wir stattdessen Exportdefizite haben, wird jedenfalls der auf dem Export bisher beruhende Wohlstand (etwa ein Drittel) bei Auflösung der Globalisierung zusammenbrechen.
Risiko der aufgehobenen Eigentumsgarantie
Das Mittelstandsinstitut hat deshalb die exportlastigen Unternehmen gewarnt, nicht mehr langfristig auf diese Stärke zu vertrauen, sondern wachsende Schwierigkeiten der Globalisierung einzurechnen. Das gilt zum Beispiel für die Billigimporte aus China und anderen Ländern, die wir möglicherweise langfristig nicht mehr bezahlen können, gilt auch für das Eigentum von Auslandsinvestitionen, welche nach amerikanischem Vorbild dem Zugriff der Staaten künftig schutzlos ausgeliefert sein werden und gilt vor allem auch für die Investitionserträge (Gewinne) aus Tochterfirmen und Anlageinvestitionen im Ausland.
Wenn sich die Welt in zwei Blöcke, die US-NATO einerseits und Russland/China andererseits teilt, werden auch die Auseinandersetzungen um die gegenseitigen Vermögen härter und rücksichtsloser und werden die Länder die gleichen Enteignungen ergreifen, welche jetzt die USA und die EU gegen Russland eingeführt haben.
Keine Auslandsinvestitionen mehr
Dann rächt sich, dass sich der Exportweltmeister in einen fremden Wirtschaftskrieg hat treiben lassen, der Deutschland mehr als allen Ländern der Welt schadet, auf den wir praktisch keinen Einfluss haben, in dem beide Kriegsparteien USA und Russland gegen deutsche Interessen kämpfen und der mit seinen Langfristfolgen – wie oben beschrieben – der deutschen Weltgeltung in der Industrie und unserem darauf beruhenden Wohlstand mehr als anderen Ländern schadet.
Nicht der Ukraine-Krieg selbst, sondern der dagegen auch mit eigenen Sanktionen begonnene Welthandelskrieg zerstört die Globalisierung, den darauf beruhenden Wohlstand für alle und wird sich – wie jeder Krieg – Schlag gegen Schlag und mit wachsendem Hass ausdehnen und nur globalen Schaden statt Nutzen bringen.
Wir dachten immer, Merkel hätte die verhängnisvollsten Fehler und Schäden für unser Volk verursacht: falsche Energiewende, Massenimmigration, Schuldenübernahme für alle Pleitestaaten in Europa und die Pleite-EU: Die neue Regierung übertrifft in ihrem ideologischen, wirtschaftsfeindlichen Eifer (Ökologie statt Ökonomie!) noch die Merkel-Schäden.
Offenbar erkennen nur Ökonomen dies. Die Bevölkerung wurde erst mit Corona und dann mit dem Ukraine-Krieg abgelenkt, hat die deutschen Wirtschafts- Selbstmordmaßnahmen immer noch nicht begriffen, hat sie durch Ablenkung übersehen oder war durch die Russlandhasspropaganda der Medien umprogrammiert.
Sie wird es aber noch büßen müssen, wenn die politischen Täter längst wieder verschwunden sind.