31. Januar 1864: Krieg gegen Dänemark steht unmittelbar bevor
(zu den Orten siehe die Karte unten.)
Nachdem das letzte Ultimatum an Dänemark vom 16. Januar 1864 verstrichen war, rüsteten sich Preußen und Österreich, Dänemark mit Gewalt zur Rücknahme der rechtswidrigen Einverleibung Schleswigs in das nordische Königreich zu zwingen. In Eisenbahntransporten wurden die alliierten Divisionen nach Holstein befördert, wo sie am 28. Januar 1864 zum Angriff bereit standen.
Dänemark setzte auf die Verteidigung seiner Hauptinseln aus drei bewährten Stellungen: dem Danewerk bei Schleswig, der Düppelstellung vor Alsen sowie der Festung Fredericia gegenüber Fünen. Die dänische Armee hatte in Erwartung des deutschen Angriffs zunächst die Stellungen im Danewerk/Schleswig mit 38.000 Mann besetzt. Den Befehl führte General de Meza.
Der deutsche Feldzugsplan sah vor, die Eider mit zwei getrennten Korps (I. Korps Preußen unter Prinz Friedrich Karl, 25.000 Mann; II. Korps Österreicher unter Gablenz mit 20.000 Mann) zu überschreiten. Die Österreicher sollten auf dem linken Flügel über Rendsburg auf das Danewerk marschieren, während die Preußen rechts via Eckernförde die Schlei überschreiten, die dänische Stellung in Flanke und Rücken bedrohen sollten, um den Feind zum Ausweichen zu zwingen und ihn möglichst frühzeitig in offener Feldschlacht zu vernichten.
Am Abend des 31. Januar hatten Preußen und Österreicher ihre Ausgangsstellungen eingenommen. Feldmarschall Wrangel, der den Oberbefehl über die alliierten Truppen führte, hatte sein Hauptquartier in Rendsburg aufgeschlagen. Eine letzte Aufforderung an die Dänen, Schleswig freiwillig zu räumen, wurde am selben Tag von de Meza zurückgewiesen.
Helmuth von Moltke, der den deutschen Angriffsplan entworfen hatte, wusste, dass ein militärischer Operationsplan nur bis zum ersten Schuss Gültigkeit hat. Und so sollte es denn auch anders kommen, als man gedacht hatte…
„In Gottes Namen, drauf!“
Mit diesen Worten schloss Generalfeldmarschall von Wrangel seinen Angriffsbefehl für die österreichischen und preußischen Truppen gegen Dänemark am Abend des 31. Januar 1864.
Um 7.30 Uhr des Folgetages (1.2.) überschritten die deutschen Kolonnen die Grenze zum Herzogtum Schleswig (die Eider bzw. der Eiderkanal). Die Österreicher in Rendsburg, die Preußen an vier Stellen zwischen Rendsburg und Kiel. Die dänischen Grenzposten wurden mit wenigen Schüssen vertrieben. Zu weiteren Gefechten kam es an der Grenze nicht. Bitterkalt war es und es lag viel Schnee.
2. Februar 1864 – Missunde
Auf dem rechten Flügel rückten die Preußen am 1. Februar 1864, gegliedert in zwei Divisionen à zwei Brigaden sowie jeweils Kavallerie, Artillerie und Pioniere, auf Eckernförde vor. Nach einigen Geplänkeln mit schwacher ausweichender dänischer Infanterie wurden mittels berittener Artillerie einige in der Eckernförder Bucht ankernde dänische Schiffe vertrieben. Eckernförde wurde von den Preußen ohne Widerstand besetzt, enthusiastisch empfangen von der Bevölkerung.
Das Ziel des Folgetages (2.2.) war die verschanzte dänische Stellung bei Missunde, einer Engstelle der Schlei. Absicht des Prinzen Friedrich Karl war es, herauszufinden, ob die Dänen gewillt waren, sich dort ernsthaft zu verteidigen oder ob evtl. ein Sturm der Schanzen und der dortige Übergang über die Schlei möglich wäre. Eingesetzt wurden im Wesentlichen die Artillerie des Korps sowie von Seiten der Infanterie die Avantgarde sowie die Brigade Canstein.
Schnell stellte sich heraus, dass die Missunder Stellung zu stark und der dänische Widerstand zu hartnäckig war. Nach einem stundenlangen Artillerieduell sowie einigen Infanterieangriffen mit Aufklärungscharakter, entschloss sich die Führung, den Übergang über die Schlei in den nächsten Tagen weiter ostwärts, bei Arnis oder Kappeln, zu unternehmen.
Vor Missunde hatten die Preußen ihre ersten ernsthafteren Verluste. Sechs Offiziere und 29 Mann waren gefallen, 165 verwundet.
Die Österreicher waren unterdessen auf dem linken Flügel von Rendsburg aus nach Norden in Richtung Schleswig vorgerückt, hatten am Morgen des 2.2. die Sorge überschritten und erreichten am selben Tage die Linie Hütten, Ascheffel, Norby. Zu Feindberührungen kam es bis dahin nicht.
3. Februar 1864 – die Österreicher bei Selk und Jagel
Bezüglich des weiteren Vorgehens der Österreicher gegen das Danewerk bei Schleswig hatte Feldmarschalleutnant von Gablenz befohlen, zunächst die Ortschaften Oberselk und Jagel sowie Fahrdorf, das den Damm zwischen dem Haddebyer Noor und der Schlei beherrschte, zu nehmen. Alle diese Plätze waren bereits in Sichtweite der dänischen Befestigungsanlagen. So gingen am 3. Februar 1864 zwei Brigaden vor; links die Brigade Gondrecourt (Oberselk und Jagel), rechts die Brigade Tomas (Fahrdorf). Während letztere auf keine Widerstände trafen, stieß die Brigade Gondrecourt auf überraschend starke dänische Vorposten. So entspannen sich um Oberselk und Jagel kurze aber heftige Gefechte, welche die Österreicher in frischem Anstürmen für sich entscheiden konnten. Die Dänen wurden in die Schanzen zurückgeworfen. Die Infanterie der Brigade Gondrecourt zeichnete sich besonders beim Sturm des „Königshügels“, eine beherrschende Anhöhe vorwärts von Selk, aus.
Da die Preußen den Übergang über die Schlei noch nicht vollzogen hatten, wurde für die Österreicher zunächst ein Halten der erreichten Positionen befohlen. Die Brigade Gondrecourt hatte an diesem Tag 12 Offiziere und 74 Mann an Gefallenen sowie 273 Verwundete verloren.
Nachdem sich auf Seiten der Preußen die Stellung bei Missunde als nicht einnehmbar gezeigt hatte, wurde für die folgenden Tage der Übergang der Schlei bei Arnis und Kappeln geplant.
6. Februar 1864: die Dänen räumen das Danewerk – die Preußen gehen über die Schlei – die Österreicher kämpfen bei Oeversee
Am 3. Februar 1864 – an diesem Tag kämpften die Österreicher vor dem Danewerk – erkundeten die Preußen Übergangsmöglichkeiten über die Schlei ostwärts Missunde. Die Wahl fiel auf Arnis und Kappeln. Am 5. Februar abends rückte das preußische Korps bei klirrender Kälte und dichtem Schneefall in Richtung der Übergangsstellen und rüstete sich zum gewaltsamen Übersetzen. Doch in der folgenden Nacht berichteten Einheimische gegenüber preußischen Offizieren, die Dänen seien aus ihren Stellungen jenseits der Schlei verschwunden. Eilig angesetzte Aufklärung bestätigte diese überraschenden Meldungen. Unverzüglich befahl Prinz Friedrich Karl den Übergang am frühen Morgen des 6.2.
Ähnliches spielte sich bei den Österreichern vor dem Danewerk ab. In der Nacht vom 5. auf den 6. Februar 1864 erfuhren die alliierten Vorposten von Schleswiger Bürgern, die Dänen hätten bereits am Vorabend in aller Stille die Schanzen geräumt.
In der Tat waren General de Meza und deine Kommandeure zu dem Schluss gekommen, unter den gegebenen Umständen sei die Danewerkstellung nicht zu halten. Zugrunde lag die Erkenntnis, dass sich die Preußen zu einem Marsch in den Rücken des Danewerks anschickten, die Österreicher bereits am Fuße der Schanzen standen sowie die Tatsache, dass man die dänische Armee angesichts der 45.000 Preußen und Österreicher für zu schwach, zu schlecht ausgerüstet und ausgebildet hielt, um dort erfolgreich stand halten zu können. De Meza war sich bewusst: Dänemark hatte nur diese eine Armee, müsste sie bei Schleswig kapitulieren, so wäre das Königreich ohne jede Deckung. Infolgedessen befahl er den Abmarsch seiner Truppen in Richtung Flensburg.
Für die Alliierten kam es jetzt darauf an, den ausweichenden Gegner rasch zu verfolgen und zu stellen, bevor dieser die Düppelstellung vor der Insel Alsen erreichen konnte. Beide Korps schickten sich nun zur Verfolgung an. Nach Mittag am 6.2. traf die österreichische Avantgarde im Zuge der Chaussee von Schleswig nach Flensburg auf eine starke dänische Nachhut. Es kam zum Gefecht bei Oeversee.
Das hügelige Gelände der Schleswiger Geest geschickt ausnutzend, lieferte die dänische Infanterie der anstürmenden kaiserlichen Kavallerie und vor allem der Brigade Nostiz heftige Gefechte. Erst die sich durch die von Süden nachrückenden Truppen auswirkende Überlegenheit brachte den Österreichern schließlich den Sieg. Die Dänen brachen den Kampf nach einigen Stunden ab und setzten sich in Richtung Flensburg ab.
Beide Seiten mussten bei Oeversee empfindliche Verluste hinnehmen*. Doch die Dänen hatten durch ihren Widerstand Zeit gewonnen. Am Ende des Tages wurde dem alliierten Oberkommando klar, dass der Feind bis nach Düppel kaum noch zu stellen war. Die Preußen waren in Angeln noch weit zurück und die Österreicher durch die Gefechte, die Eilmärsche und das frostige Winterwetter erschöpft. De Mezas Plan war aufgegangen. In Kopenhagen allerdings beurteilte man sein Verhalten anders.
*) Die Österreicher verloren 29 Offiziere und 343 Mann, die Dänen 18 Offiziere und 944 Mann.
Fortsetzung folgt.
Quelle: Wikipedia gemeinfrei.