Vor 160 Jahren – die Ereignisse des Deutsch-Dänischen Krieges 1864

(Übersichtskarte der Operationen ganz unten.) 

11. Februar 1864 – Preußen rücken in den Sundewitt vor

Am Abend des 5. Februar 1864 hatte die dänische Armee die Danewerkstellung geräumt*. Die Österreicher setzten nach und trafen Tags darauf bei Oeversee auf die feindliche Nachhut. Derweil hatte das preußische I. Korps, nach einem vergeblichen Versuch bei Missunde, die Schlei weiter ostwärts überschritten und marschierte durch Angeln in Richtung Flensburg.

Das harte Winterwetter und die Erschöpfung der Truppen machten es unmöglich, der über Flensburg nach Düppel ausweichenden dänischen Armee den Weg abzuschneiden. Die ersten Verbände, die Flensburg am 7.2.1864 kampflos besetzen konnten, waren preußische Garden, die inzwischen als III. Korps (2 Brigaden aus 4 Regimentern) die alliierte Armee verstärkt hatten.

In den nächsten Tagen verblieben die österreichischen und preußischen Truppen im Wesentlichen in ihren Ruhequartieren. Gegen den Sundewitt sowie Düppel wurde gewaltsame Aufklärung angesetzt um festzustellen, ob die Dänen dort weiter zu verteidigen beabsichtigten. Dies bestätigte sich am 10.2.1864.

Anderntags marschierten auch die anderen beiden preußischen Divisionen von Flensburg aus nach Osten in den Sundewitt. Prinz Friedrich Karl bezog sein Hauptquartier in Schloss Gravenstein. Für das weitere Vorgehen wurde durch das alliierte Oberkommando zunächst beschlossen: Das I. Korps (Pr.) geht gegen Düppel vor, das II. Korps (Ö) sowie das III. Korps (Garden) verfolgen die kleineren Teile der dänischen Armee (dabei die ganze Kavallerie), die nach Jütland ausgewichen waren.

Unterdessen hatte in Preußen eine politische Diskussion eingesetzt. Die österreichischen Verbände hatten mit Selk/Jagel und Oeversee zwar keine Schlacht, aber heftige Gefechte glänzend bestanden. Zudem konnten sie die bis dahin gefürchtete Danewerkstellung besetzen. Auf preußischer Seite stand lediglich der vergebliche Versuch gegen die Schanzen von Missunde. Die dänische Armee war entkommen und konnte sich in Düppel erneut festsetzen.

Ein preußischer Waffenerfolg musste her. Nach Lage der Dinge konnte dieser nur vor den Düppeler Schanzen erfochten werden. Aber auf welche Weise?

*) Hierbei waren den Alliierten große Bestände an schwerer und mittelschwerer Artillerie, anderen Waffen, Munition und Verpflegung in die Hände gefallen.

18. Februar 1864: Die preußischen Garden bei Kolding, die Infanterie vor Düppel

Ab Anfang Februar 1864 waren im Krieg gegen Dänemark zwei getrennte Operationen der Alliierten zu beachten: Das Vorrücken des österreichischen Korps sowie der preußischen Garden gegen die jütische Grenze (Königsau) sowie die Vorbereitung der Belagerung der Düppeler Schanzen durch das I. preußische Korps.

Der preußische Generalstab (Moltke) bevorzugte folgende Lösung: Jütland sollte ganz besetzt und – unter gleichzeitiger Einschließung der Düppeler Schanzen – die dänischen Insel bedroht werden, um die feindliche Armee zur Kapitulation zu zwingen, ohne einen verlustreichen Sturm auf die stark befestigen Werke vor Sonderburg unternehmen zu müssen. Politisch war dieser Plan riskant. Vor allem die Österreicher befürchteten im Falle einer Besetzung reichsdänischen Gebietes eine Intervention seitens Frankreichs und Englands. Um Komplikationen zu vermeiden, wurde Wrangel daher aus Berlin (von Bismarck) zunächst angewiesen, die jütische Grenze nicht zu überschreiten.

Das I. preußische Korps war nach dem 7. Februar 1864 mit vier Brigaden in den Sundewitt eingerückt. Durch gewaltsame Aufklärung sollte zunächst die Situation (vor allen Dingen die Stärke des Gegners) in den Düppeler Schanzen festgestellt werden. Hierzu fanden bis Anfang März eine Reihe von begrenzten Vorstößen gegen die dänischen Vorposten statt, die rund 1000 Schritt vor den Schanzen lagen. Bei den Gefechten, die alle von den Preußen erfolgreich bestritten wurden, kam es regelmäßig zu beiderseitigen Verlusten. Aufgrund des anhaltenden schlechten Wetters war es den Preußen aber nur sehr eingeschränkt möglich, Einsicht in das Gelände der Schanzen zu nehmen. Die dortige dänische Truppenstärke schätzte man auf ungefähr 22.000 Mann (gegenüber 16.000 Preußen).

Zeitgenössische Karte mit Lage der Düppeler Schanzen.

Am 17. Februar rückte die Brigade Canstein in die Halbinsel Broacker ein, wodurch grundsätzlich eine Bedrohung der dänischen linken Flanke möglich wurde. Ein Unsicherheitsfaktor für die Angreifer blieb die dänische Flotte, welcher Preußen und Österreich zur See nichts entgegen zu setzen hatten. Dieser Bedrohung konnte nur durch die Anlage starker Küstenbatterien mit weitreichenden Geschützen begegnet werden, was auch geschah. Dennoch gelang es am 18. Februar dem dänischen Panzerschiff „Rolf Krake“, in die Flensburger Bucht einzulaufen und eine Kriegsbrücke über den Egernsund zu bedrohen. Zwar konnte das moderne Dampfschiff von den preußischen Kanonieren abgewehrt werden, doch blieb „Rolf Krake“ auch weiterhin eine Gefahr.

Ebenfalls am 18. Februar 1864 unternahmen die Preußen eine weitere umfangreiche Aufklärung gegen die Düppeler Schanzen, bei der es gelang, die dänischen Vorposten weiter zurück zu drängen und zahlreiche Gefangene zu machen. Schwerwiegender allerdings waren die Ereignisse am selben Tag in Jütland: Am 17. hatten die preußischen Garden und die Österreicher ohne weitere Kämpfe die Königsau erreicht. Erstere lagen nun bei Christiansfeld, letztere in und um Hadersleben. Tags darauf verfolgte eine Patrouille des Garde-Husaren-Regiments eine dänische Reiterabteilung in Richtung Kolding. Ob nun geplant oder in der Hitze des Gefechts – die Husaren setzen den Dänen auch über die Grenze hinaus nach und jagten sie – bald verstärkt durch weitere Eskadrons des Regimentes – durch die ganze Stadt nach Norden. Halt gemacht wurde erst, als man auf dänische Infanterie in Stellung traf. Diese Aktion hatte zur Folge, dass das alliierte Oberkommando daraufhin die Besetzung Koldings durch die preußische Avantgarde anordnete. Das war zwar endlich ein preußischer Sieg, in Berlin und besonders in Wien war man darüber allerdings wenig begeistert.

22. Februar 1864 – Düppel wird weiter eingeschlossen

Nach der preußischen Besetzung von Kolding kam es zwar zu Protesten Englands und Frankreichs, es wurde jedoch schnell klar, dass eine militärische Intervention anderer europäischer Staaten zugunsten Dänemarks, wie man in Kopenhagen immer noch hoffte, nicht stattfinden würde. Bismarck konnte darangehen, Wien von einem weiteren Vorgehen gegen Jütland zu überzeugen.

Gleichzeitig wurden politischen Forderungen in Berlin nach einem Sturm der Düppeler Schanzen drängender. Zwar argumentierte der preußische Generalstab vorsichtig – man schätzte zu diesem Zeitpunkt die dänische Verteidigung stärker ein, als sie tatsächlich war –, doch wurden die Angriffsplanungen vorangetrieben. Moltke hielt in Übereinstimmung mit Prinz Friedrich Karl für einen Sturm wenigstens 30.000 Mann für erforderlich, dazu eine erhebliche Verstärkung der schweren Artillerie, auch zur weiteren Befestigung der Küstenlinie gegen die dänische Flotte. Für die regelrechte Belagerung der Düppelstellung wurde ein Monat veranschlagt. Doch Moltke wäre nicht Moltke gewesen, hätte er nicht einen „Plan B“ in der Hinterhand. Um einen verlustreichen Frontalangriff auf die Festungswerke möglicherweise doch noch vermeiden zu können, wurde ein Flankenangriff über den Alsensund westlich Sonderburg, um die Schanzen im Rücken zu fassen und der dänischen Armee den Rückzug auf die Inseln abzuschneiden, in die Planungen einbezogen. Vorher aber sollte die Besetzung ganz Jütlands und die Belagerung der Festung Fredericia durchgeführt werden.

Am 22. Februar 1864 fand zur Vorbereitung der weiteren Operationen eine Aktion mit stärkeren preußischen Kräften gegen die Schanzen statt, die neben Aufklärung zum Zweck hatte, etwa eine Meile im Halbkreis vor den Schanzen eine befestigte Linie anzulegen, die es den Dänen verwehren sollte, die preußischen Stellungen durch einen energisch geführten Ausfall zu durchstoßen. In der Tat wäre dies die einzige Möglichkeit gewesen, die Belagerung der Schanzen wenigstens zu verzögern.

An der Jütländischen Front gab man sich zunächst mit dem Erreichten zufrieden. Kolding blieb besetzt.

Text: Stephan Ehmke. Fortsetzung folgt.

 

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