(Übersichtskarte am Schluss.)
17. März 1864 – heftige Kämpfe vor den Düppeler Schanzen
Für die Preußen kam es darauf an, den Gürtel der Umfassung der Düppeler Schanzen noch enger schließen um die Voraussetzungen zu schaffen, 1. günstige Artilleriestellungen in Front der Werke anlegen zu können sowie 2. das möglichst gedeckte Erstellen von Laufgräben und Parallelen auf dem rechten Flügel für den Sturm zu ermöglichen. Hierzu befahl das Oberkommando in Gravenstein für den 17. März den Abgriff starker preußischer Infanterie auf das Dorf Düppel. Diesen Auftrag erhielt die Brigade Roeder. Gleichzeitig hatten sich die Preußen eines starken dänischen Ausfalls auf dem linken Flügel (vor Schanzen IX und X) gegen das Dorf Rackebüll zu erwehren. Dort stand die Brigade Goeben.
Beide Gefechte, die sich den ganzen Tag bis in die Abendstunden hinzogen, entschieden die Preußen durch energisches und beherztes Anstürmen für sich. Der Gegner kämpfte verbissen und beide Seiten mussten empfindliche Verluste hinnehmen. Schließlich aber blieb den Dänen nichts anderes übrig, als sich in die Schanzen zurück zu ziehen.
Die preußischen Truppen standen nun in einer Entfernung von 1500 Schritt auf der Linie Rackebüll-Düppel-Gut Freudenthalvor den Schanzen. Bereits am nächsten Tag begann der Bau von Stellungen für die schwere Festungsartillerie.
Für die Dänen war das Ergebnis des Tages bitter. Sie mussten erkennen, dass eine Belagerung – und schließlich ein Sturm – der Düppeler Schanzen nicht mehr verhindert werden konnte. Ein dänischer Offizier schrieb später: „Vom 17. März ab war unsere Armee moralisch gebrochen und jede Aussicht auf einen glücklichen Ausgang des Kampfes geschwunden.“
1864: Die preußischen Garden vor Fredericia
Seit dem 9. März 1864 standen die preußischen Garden in Jütland vor der Festung Fredericia, deren Batterien den Übergang zu der dänischen Insel Fünen schützten. Am 19. d.M. wurde der Ring enger geschlossen, um mit einer Beschießung zu beginnen. Zu diesem Zweck war auch die gesamte Artillerie des österreichischen Korps herangefahren worden. Am 20. März früh wurde das Feuer eröffnet, welches in den Werken und der Stadt schnell Wirkung zeigte. Der Gegner verfügte zwar über die stärkeren Kaliber; doch war er bei der Reichweite der Geschütze deutlich unterlegen.
Die Festung wurde von 8.000 Mann dänischer Truppen unter Generalmajor Lunding verteidigt. Die meisten der rund 7.000 Bewohner der Stadt hatten ihre Häuser bereits beim Anmarsch der Preußen aufgegeben und waren nach Fünen geflohen.
Das weitere Vorgehen des alliierten Oberkommandos war bemerkenswert: Nach 2 Tagen wurde die Beschießung der Festung eingestellt und zwar mit der ausdrücklichen Begründung, man wolle die verbliebene Zivilbevölkerung schonen. Nachdem eine formelle Aufforderung zur Übergabe der Festung seitens der Dänen abgelehnt worden war, zogen sich die Preußen samt ihrer Artillerie auf eine weiter zurückliegende Stellung zurück. Ein weiteres Vorgehen gegen Federicia wurde bis zur Entscheidung vor Düppel aufgeschoben.
Die Garden wurden von den Österreichern abgelöst. Der Auftrag der Preußen lautete jetzt: weiteres Vorrücken nach Norden.
Düppel 1864 – die Entscheidung rückt näher
Ende März 1864 sollte seitens der Preußen mit der formellen Belagerung der Düppeler Schanzen begonnen werden. Das Ausheben der ersten Parallele auf dem rechten Flügel (Schanzen I-VI) war für den 28. oder 29. März vorgesehen*.
Hierzu waren die dänischen Vorposten noch einmal zurück zu werfen. Diese Aufgabe übernahm am 28.3. die Brigade Raven, die wenige Tage zuvor, aus Holstein kommend, herangerückt war. Am Nachmittag begann der Angriff. Die dänischen Vorposten wurden überrascht und überrannt, viele von ihnen gerieten in Gefangenschaft. Als jedoch im Wemmingbund das bereits erwähnte Panzerschiff „Rolf Krake“ erschien und die preußische Infanterie unter Feuer nahm, geriet der Vorstoß ins Stocken. Erst nach Einbruch der Dunkelheit konnte weiter vorgegangen werden. Die weiteren Gefechte gegen aus den Schanzen angetretene dänische Infanterie dauerten die ganze Nacht über. Bis zur Morgendämmerung waren die Preußen zum Teil bis unmittelbar an die Füße der Schanzen vorgedrungen. Erst als bei Hellwerden die Geschütze der Werke in Tätigkeit kamen, ging man hinter die nächsten Deckungen zurück.
Das Ziel war allerdings erreicht, wenn auch unter empfindlichen Verlusten (183 Mann Preußen, 198 Mann Dänen). Auf dem rechten Flügel, wo der Sturm stattfinden sollte, hatte der Angreifer rund 400 Schritt an Boden gewonnen. Mit dem Aushub der ersten Parallele wurde ein der Nacht vom 29. auf den 30. März 1864 begonnen.
Inzwischen waren die preußischen Truppen nach Erscheinen der Brigade Raven sowie Teilen der Garden aus Jütland vor Düppel auf insgesamt 41 Bataillone angewachsen. In dieser Stärke wurden die Schanzen später erstürmt. Auch der Ausbau der Belagerungsartillerie schritt weiter voran.
*) Auf der u.a. Skizze sieht man die Anlage der Schanzen. Im Süden (rechter preußischer Flügel), vor den Schanzen I-VI, deutlich die preußischen Parallelen und Laufgräben, mit denen man sich für den Sturm „vorgearbeitet“ hatte.
1.-3. April 1864 – das „Projekt von Ballegaard“
Neben den Vorbereitungen zum Sturm auf die Düppeler Schanzen hatte das preußische Oberkommando den im ursprünglichen Operationsplan vorgesehenen „Fall B“ nicht aufgegeben: Ein Übergang über den Alsensund oder die Alsener Förde mit starken Kräften zum Zweck der Umgehung der Befestigungswerke. Die dänische Armee auf Alsen sollte so überraschend in Flanke und Rücken gefasst und die Entscheidung in offener Feldschlacht herbeigeführt werden.
So entstand das „Projekt Ballegaard“, das im März 1864 vorangetrieben wurde. Als Ort des Überganges wurde das Gehöft „Ballegaard“ im Norden der Alsener Förde ausgesucht (siehe Karte). Das Gewässer war zwar breiter als der Alsensund, jedoch gab es am jenseitigen Ufer keine nennenswerte dänische Verteidigung. So konnte man auf den Überraschungseffekt setzen. Außerdem waren die Wege beiderseits gut geeignet, große Truppenverbände einschl. Artillerie schnell bewegen zu können. Für den Übergang wurden vier Brigaden des vor Düppel stehenden Belagerungskorps vorgesehen (16.000 Mann). Diese sollten mittels Fähren aus insgesamt 116 Pontons der Pioniere im mehreren Wellen übergesetzt werden. Den Schutz der Operation vor allem gegen dänische Schiffe sollten 50 Geschütze unterschiedlicher Kaliber als Küstenbatterien übernehmen.
Als Zeitpunkt für den Angriff über das Gewässer wurde der frühe Morgen des 2. April 1864 festgesetzt. Zum selben Zeitpunkt war in Front der Düppeler Schanzen ein schwerer Artillerieangriff vorgesehen, um einen bevorstehenden Angriff auf die Festung vorzutäuschen. Auf diese Weise sollten die dänischen Kräfte bei Sonderburg festgehalten werden.
Am 1. April waren alle befohlenen Vorbereitungen abgeschlossen. Sturm und Regen zwang das Oberkommando allerdings, den Übergang um 24 Stunden zu verschieben. Der Folgetag zeigte zunächst gutes Wetter. In der Nacht auf den 3. April wurden die Pontons und Boote sowie die Infanterie der ersten Welle ans Ufer gebracht. Dann allerdings schlug das Wetter plötzlich wieder um; starker Wind und Regen sowie damit verbundener heftiger Wellengang zwangen die Führung, die Operation erneut abzublasen, diesmal allerdings, um sie nicht wieder aufzunehmen*.
Derweil hatte die Kanonade der Schanzen wie geplant begonnen. Daraus entwickelte sich das bisher heftigste Artillerieduell des Krieges mit 150 beteiligten Geschützen hüben und drüben. Die Beschießung dauerte noch mehrere Tage an (bis zum 6.4. Abends); allein die Preußen gaben mehr als 12.000 Schuss ab.
So entschied der Wettergott über das „Projekt Ballegaard“. Hätte es stattgefunden, wäre ein preußischer Erfolg recht wahrscheinlich gewesen. Den Sturm auf die Düppeler Schanzen hätte es dann womöglich nie gegeben.
*) Der Anmarsch der preußischen Kräfte an der Alsener Förde und das Ausbleiben eines Angriffes auf die Schanzen hätte die Dänen bei einer weiteren Verzögerung kaum über die preußischen Absichten im Unklaren lassen können. Der wichtige Faktor der Überraschung war somit dahin.
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Text: Stephan Ehmke