Ukrainekrieg: Neue Front im Norden

Russland ist auf der Siegerstraße im Ukrainekrieg. Seine Streitkräfte sind praktisch an der gesamten Front auf dem Vormarsch. Seit dem 10. Mai 2024 greifen starke russische Kräfte zudem von Norden aus dem Gebiet Belgorod nach Süden an. Sie haben in einer Breite von etwa 40 km die Grenze überschritten und sind mehrere Kilometer tief auf ukrainisches Gebiet vorgedrungen. Einige Ortschaften wurden genommen.

Die Stärke der russischen Streitkräfte an dieser neuen nördlichen Front ist noch unbekannt, doch dürfte es sich um wenigstens eine Armee mit etwa 100.000 Mann handeln. Die ukrainische Seite wurde von diesem Angriff offensichtlich völlig überrascht. Kiew hat nun begonnen, Kräfte aus der Donbassfront herauszuziehen und nach Norden zu verlegen, um den russischen Angriff aufzufangen.

Die Absicht der Russen an der nördlichen Front könnte sein: 1. Gewinnung und Sicherung einer Pufferzone auf ukrainischem Gebiet, um die Region Belgorod vor weiteren feindlichen Artillerieangriffen zu schützen. Ein solcher Plan wurde schon früher bekannt. Darüber hinaus könnte 2. im Falle des Zusammenbruchs der ukrainischen Verteidigung ein rascher Vorstoß gegen Charkow geplant sein, was den Krieg einer operativen Entscheidung näher bringen würde.

Der Ukraine mangelt es militärisch an allem. Die westliche „Hilfe“ versickert weitgehend im militärisch-industriellen Komplex und im korrupten ukrainischen Staat. Verzweifelt sind die Rekrutierungsbemühungen Kiews: Angesichts der bisherigen Verluste in Millionenhöhe werden neben Frauen und Straftätern auch körperlich und geistig eingeschränkte Menschen eingezogen. Einige europäische Länder haben angekündigt, wehrfähige ukrainische Männer in ihr Heimatland abzuschieben, Polen hat damit bereits begonnen.

Das Fehlen von erfahrenem Führerpersonal wirkt sich besonders fatal auf die Kampfkraft der ukrainischen Fronttruppen aus, was auch an der zunehmenden Zahl von Waffenstreckungen zu erkennen ist. Inwieweit bereits NATO-Personal die Lücken auffüllt, ist umstritten. Jedenfalls kämpfen tausende westliche Söldner in der ukrainischen Armee mit allerdings beschränktem Erfolg.

Russland ist auf allen Gebieten militärisch überlegen. Personal- und Materialnachschub scheinen unbegrenzt zu sein. Die russische Armee beherrscht den Luftraum ohne Einschränkungen. Eine ukrainische Flugabwehr existiert praktisch nicht mehr. Russische Kampfflugzeuge operieren ungestört über der Front. Fast täglich finden massive Raketenangriffe gegen empfindliche Ziele auf dem gesamten Gebiet der Ukraine statt. Die ukrainische Gegenwehr beschränkt sich auf verzweifelte Angriffe mit westlichen weitreichenden Waffen gegen die Krim und gegen andere zivile Ziele in Russland.

Wie der Westen auf die russischen Erfolge im Donbass und die Eröffnung der neuen nördlichen Front im Gebiet Belgorod/Charkow reagieren wird, ist unklar. Die Kriegsbefürworter in der Politik mit dem militärisch-industriellen Komplex im Hintergrund fordern bereits seit geraumer Zeit offen den Einsatz von NATO-Truppen auf ukrainischem Gebiet. Hierbei ist der französische Präsident Macron weit vorgeprescht. Allerdings bleiben diese Pläne im westlichen Lager nicht unkritisiert. In seinen letzten Ansprachen – wie bei der Moskauer Siegesparade am 9. Mai 2024 – hat der gerade wiedergewählte Präsident Waldimir Putin deutlich gemacht, dass die russischen Atomstreitkräfte einsatzbereit sind. Ob die Falken in Washington, London, Paris und Berlin bereit sind, eine weitere Eskalation des Krieges bis hin zum Einsatz von Nuklearwaffen zu riskieren, wird abzuwarten sein, steht jedoch zu befürchten.

Karte: In den vergangenen 36 Stunden wurden am neuen Frontabschnitt Belgorod/Charkow von der russischen Armee bereits mehr als 100 Quadratkilometer ukrainische Gebiet besetzt und mehrere Ortschaften genommen. Quelle: https://t.me/militarysummary

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