Ideologie scheitert stets dort, wo sie mit der Wirklichkeit in Kontakt kommt. Sie schadet so lange nicht, wie sie in den Elfenbeintürmen geistiger Betätigung verbleibt; wird sie in praktische Politik gegossen, führt sie zwangsläufig zur Katastrophe. Ideologien sind totalitär, da sie nichts und niemanden neben sich dulden. Meist enden sie in Krieg und Untergang. Die großen Ideologien des 20. Jahrhunderts, der Kommunismus und Nationalsozialismus, haben das unter Beweis gestellt.
Ideologie ist wirklichkeitsfern, da sie ein Menschenbild hat, das mit dessen tatsächlicher Natur nichts zu tun hat. Im Gegenteil, sie leugnet dessen Natur und versucht stattdessen, ein Kunstgebilde heranzuzüchten. Sie will stets mit Gewalt den „neuen Menschen“ schaffen, den „sozialistischen“ oder „nationalsozialistischen“, den vollkommen Übermenschen. Wer dem jeweiligen ideologischen Programm nicht entspricht oder entsprechen will, muss verschwinden, auf die ein- oder andere Weise.
Der heutige „Mainstream“ in Deutschland huldigt einer Ideologie, die den Menschen nicht nur aus seinen natürlichen sozialen Bildungen wie Familie, Volk und Nation herausbrechen will, sondern sie leugnet sogar seine biologische Natur, stellt sich also gegen die Naturgesetze selbst. Dies, indem diese Ideologie z.B. die Existenz ausschöießlich zweier menschlicher Geschlechter – Mann und Frau – leugnet und statt dessen politisch konstruierte „Geschlechter“ beliebiger Anzahl postuliert. Dieser Unsinn kann natürlich nur mit Gewalt zur allgemeinen Akzeptanz gebracht werden. Die Äußerung der Wahrheit wird unter Strafe gestellt. Wer sich weigert, zu sagen: 2+2=5 wird bestraft oder für verrückt erklärt. George Orwell lässt grüßen.
Diese Wahnhafte Ideologie, „Gender Mainstreaming“ genannt, ist die aktuelle Ausprägungsform des Marxismus. Getragen wird sie vor allem von der totalitär auftretenden „LTBQ+“- Bewegung, die mittlerweile die öffentliche Politik, Kultur und Bildung in Deutschland in ihre Gewalt gebracht hat und offen eine sozialistische Diktatur anstrebt.
Die Anwendung von „Gender Maistreaming“ hat auch die deutsche Außenpolitik in ein Desaster geführt. Personifiziert wird dieses Desaster durch die momentane Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Die hatte erklärt, eine „feministische“ Außenpolitik betreiben zu wollen, was unser Land geradewegs in die Isolation geführt hat. Kaum ein Land nimmt die deutsche Außenpolitik heute noch ernst.
Erst recht nicht die beständigen Versuche, fremde Regierungen mit ungebetenen moralistischen Belehrungen zu belästigen. Baerbock erhielt die Quittung, indem sie bei Staatsbesuchen betont herablassend behandelt wurde. So blieb sie in einem Land am Flugzeug unabgeholt einsam stehen, anderswo sagte man eine Pressekonferenz mit der Deutschen ab. Den Vogel schoss die Feministin kürzlich in Syrien ab, wo ein Vertreter der neuen islamischen Machthaber ihr nicht bloß den Handschlag verweigerte, sondern anschließend auch die Fotos der Begrüßung verfremden ließ, so dass Baerbock nur noch unscharf zu erkennen war. Zu alldem war die begrüßende Person, so Medienberichte, früher an Hinrichtungen von Frauen beteiligt, die der Prostitution beschuldigt worden waren.
Mehr kann kaum schiefgehen in der Außenpolitik, doch nicht aus Pech, sondern aus Unvermögen. Mit moralinsaurer Ideologie verschafft man sich keinen Respekt, sondern macht sich schlicht lächerlich. Deutschland hat dies weltweit schwer geschadet.
Dieser Beitrag ist überschrieben mit „Weniger Baerbock und mehr Bismarck“. Damit wollen wir uns nicht erdreisten, das grüne Mädchen mit dem großen deutschen Staatsmann tatsächlich vergleichen zu wollen. Wir nehmen aber die Gelegenheit zum Anlass, daran zu erinnern, dass unser Volk einst Politiker besaß, die im Interesse des Landes eine Politik mit Maß und Ziel, orientiert an den Grundsätzen der praktischen Vernunft, und nicht wirklichkeitsfremde Ideologie betrieben. Hierfür ist Otto von Bismarck das Paradebeispiel unserer Geschichte.
Zweifellos war es eine Außenpolitik des nationalen Interesses, die Bismarck verfolgte, jedoch keine des nationalen Egoismus. Er war bereit, seine internationalen Partner als gleichberechtigt anzuerkennen, verlangte dasselbe für Deutschland aber auch vom Ausland. Er war sich der Tatsache bewusst, dass es zwischen Staaten keine Freundschaften, sondern Interessen gab, die zu einem fairen Ausgleich gebracht werden mussten. Das neu gegründete Deutsche Reich, eine neue Zentralmacht in Europa, war für seine Entwicklung vor allem auf die Bewahrung des Friedens angewiesen. Kriegspolitik lehnte Bismarck vehement ab, auch wenn er von der Notwendigkeit einer starken Landesverteidigung überzeugt war. Vertreter des Militärs aber, die Rüstung als Selbstzweck oder gar als Erpressungsmittel gegen das Ausland betrachteten, lehnte der Reichskanzler ab.
Es lag ihm daran, nach außen deutlich zu machen, dass Deutschland keinerlei expansive Ansprüche stellte, weder territorial noch politisch, sondern im Gegenteil anstrebte, zu einem „ehrlichen Makler“ der gegenseitigen Interessen der europäischen Nationen zu werden. Der Berliner Kongress von 1878 wurde auf diese Weise zum Meisterstück des Außenpolitikers Bismarck. Die Bündnispolitik des Reichskanzlers war vor allem auf die Schaffung eines europäischen Gleichgewichtes abgestellt. Freilich wollte Bismarck verhindern, dass sich gegen Deutschland eine starke Koalition bilden konnte. Vor allem die Revanchegelüste Frankreichs suchte er im Zaum zu halten.
Dem Verhältnis zu Russland maß Bismarck besondere Bedeutung zu. Er erkannte, dass beide Staaten als Landmächte aufeinander angewiesen waren. Bei seiner Politik gegenüber dem Zarenreich konnte er auf das gute Verhältnis beider Länder aufbauen, das unter König Friedrich Wilhelm IV. geschaffen worden war, als Preußen im Krimkrieg (1853–1856) neutral blieb und sich damit die Dankbarkeit Russlands erworben hatte. Natürlich gab es auch Spannungen im Verhältnis der beiden Länder in der Zeit Otto von Bismarcks. Doch lag dem Reichskanzler daran, es nie zum Bruch kommen zu lassen. Bedauerlicherweise haben sich seine Nachfolger nicht daran gebunden gefühlt, sehr zum Schaden Deutschlands.
Auf keinen Fall wäre es Bismarck in den Sinn gekommen, andere Regierungen darüber zu belehren, wie sie ihre Politik im Inneren zu gestalten hatten. Moralismus lag ihm fern. Der Ausgleich von Interessen und das Verhandeln auf Augenhöhe verlangte, den Partner so anzuerkennen, wie er war und seine Eigenheiten zu respektieren. Praktische Vernunft war die Grundlage von Bismarcks Außenpolitik, nicht Ideologie.
Die praktische Vernunft brachte Bismarck übrigens auch dazu, dem Erwerb von Kolonien äußerst skeptisch gegenüber zu stehen. Eine nüchterne Lageanalyse ließ ihn früh erkennen, dass Deutschland dabei nur draufzahlen würde, denn die „Filetstücke“ der Welt waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bereits anderweitig vergeben. Außerdem sah er klar, dass Überseegebiete aufgrund es Fehlens einer starken Flotte im Kriegsfalle nicht zu halten waren. Schließlich fürchtete Bismarck zu Recht, dass das politische Gleichgewicht in Europa durch den Eintritt des Deutschen Reiches in das Konzert der Kolonialmächte gefährdet war. Der letztendliche Ausgang der Geschichte gab dem Reichskanzler Recht.
Wie plädieren also dafür, dass die künftige deutsche Außenpolitik wieder mehr Bismarck und weniger Baerbock enthalten möge, d.h. mehr praktische Vernunft und weniger Ideologie. Wobei wir uns dabei völlig darüber im Klaren sind, dass auch ein Bismarck, käme er heute wieder, vieles anders machen würde, als damals. An Überholtem und Falschem festzuhalten, war dem Pragmatiker nämlich stets zuwider.
Karl M. Richter
Lesen Sie zur Politik des Reichskanzlers auch unsere Broschüre „Wider die Bismarckhatz – Fünf Beiträge zur Verteidigung des großen deutschen Staatsmannes“!