Das Ende des 2. Weltkrieges bedeutete für die Deutschen keine Befreiung, sondern Niederlage, Besatzung, Umerziehung und unendliches Leid für die Zivilbevölkerung, die aus dem Osten Vertriebenen und die Kriegsgefangenen der Wehrmacht. Hubertus Knabes neu aufgelegtes Buch „Tag der Befreiung?“ zeichnet ein erschütterndes Bild vom sowjetischen Terror in Ostdeutschland – und rechnet mit der offiziellen Erinnerungspolitik ab.
Lesen Sie hier eine Besprechung aus der „Jungen Freiheit“ 14/2025:
Dieses Buch müßte mit einem Warnhinweis versehen werden: Nichts für schwache Nerven! Es ist die aktualisierte Neuausgabe eines Kompendiums des Grauens über die sowjetische Eroberungs- und Besatzungspolitik in den deutschen Ostgebieten und in der späteren DDR, das 2005 erstmals erschien. Das Fragezeichen im Buchtitel darf getrost als Antwort verstanden werden: Was die Menschen während und nach dem Einmarsch der Roten Armee erlebten, war selbstverständlich keine Befreiung, sondern die Implementierung eines Terrorregimes unter Hammer, Sichel und roter Fahne.
Marschall Iwan Tschernjakowski, der die Operation zur Eroberung Ostpreußens leitete, hatte im Tagesbefehl vom 12. Januar 1945 die Richtung vorgegeben: „Das Land der Faschisten muß zur Wüste werden.“ Die Rotarmisten handelten danach. Brandschatzung, Plünderungen, Mord, Vergewaltigung waren die Regel. Ob sich darin spontane Gewalt entlud, die sich aus dem Rachebedürfnis der durch den Krieg verrohten Soldaten erklärt, oder ob sie kalkuliert war, um Platz zu schaffen für russische und polnische Neusiedler, ist schwer zu entscheiden.
Zumindest gab es keine Bemühungen sie einzudämmen. Einzelne Offiziere, die einschritten, wurden – wie Lew Kopelew und Alexander Solschenizyn – wegen „Mitleid mit dem Feind“ belangt. Mobile Einheiten des Geheimdienstes NKWD hatten den Auftrag, das Hinterland von „Faschisten zu säubern“. Zwischen 75.000 und 100.000 Menschen wurden in den Oder-Neiße-Gebieten umgebracht. Viele wurden in russische Arbeitslager verschleppt.
Konzentrationslager wurden wieder in Betrieb genommen
Zwei Millionen Deutsche kamen durch Flucht, Vertreibung, Deportation ums Leben. Das alles trug „Züge eines Genozids“. Immerhin sind viele dieser Vorgänge in der mehrbändigen Dokumentation der Bundesregierung sowie den Publikationen der Vertriebenen festgehalten, auch wenn sie in der heutigen Geschichtspolitik kaum eine Rolle spielen.
Weniger bekannt sind die Vorgänge in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ/DDR). Die russische Geheimpolizei spannte umgehend ein flächendeckendes Netz aus Gefängnissen und Lagern über das eroberte Gebiet.
Praktischerweise wurden die NS-Konzentrationslager umgehend wieder in Betrieb genommen. Für heutige Historiker handelt es sich um „Internierungslager“ im Dienste einer zwar rabiaten, aber effektiven „Entnazifizierung“. In der Praxis waren es regelrechte Sterbelager, wo Hunger, Kälte, Seuchen und Terror ihr Werk verrichteten. Knabe resümiert, „daß die Überlebenschancen darin geringer waren als in manchem nationalsozialistischen KZ“.

Eine simple Verfügung reichte aus, um eingewiesen zu werden
Eine wirkliche Systematik der Massenverhaftungen war nicht zu erkennen. Es ging darum, Angst zu erzeugen. Es traf Funktionsträger, aber mehrheitlich harmlose Bürger und Jugendliche, die fälschlich der Spionage, Sabotage, der „Beleidigung“ der Roten Armee, der Wehrwolf-Aktivitäten bezichtigt wurden. Eine simple Verfügung reichte aus, um eingewiesen zu werden, es gab keine Haftbefehle, Anklagen, kein geordnetes Gerichtsverfahren.
Schuldbekenntnisse wurden durch Folter erpreßt. In Tausenden Fällen führte der Weg ins sibirische Zwangsarbeitslager. Mit Zustimmung der Westalliierten wurden auch Hunderttausende Kriegsgefangene als Arbeitssklaven verschleppt. Wer überlebt hatte und sich nach der Entlassung in der DDR niederließ, erhielt keinerlei Entschädigung. Erst 2016 wurde den wenigen noch lebenden Opfern ein einmaliger Betrag von 2.500 Euro überwiesen.
Der Terror brach auch den Widerstand, der sich gegen die Etablierung stalinistischer Strukturen in der SBZ regte. Er traf Sozial-, Christ- und Liberaldemokraten, darunter amtierende Minister, und sogar Kommunisten.
Die DDR-Bürger wurden gezwungen, an ihre Befreiung zu glauben
Es sei nicht gelungen, das Ausmaß des sowjetischen Terrors östlich der Elbe und „das unterschiedliche Kriegsende in Ost und West“ bekannt zu machen, schreibt Knabe. Der Terror flaute auch nach Gründung der DDR nur ganz allmählich ab.
Es wäre zu ergänzen, daß die Gewaltgeschichte sich hier bis 1989 auf einer subtileren Ebene fortsetzte. Nicht nur, daß die Verbrechen der Roten Armee einem strikten Tabu unterlagen, dessen Übertretung schwere Strafen nach sich zog. Schon 1950 wurde der 8. Mai als staatlicher Feiertag, als „Tag der Befreiung“, eingeführt. Die DDR-Bürger wurden von Staats wegen gezwungen, die eigenen Erfahrungen zu verleugnen und sich die interessengeleitete Fremdperspektive der Siegermacht zu eigen zu machen.
Leider hat die Wiedervereinigung der verordneten Schizophrenie kein Ende gesetzt. Knabe zitiert die Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk und Stefan Wolle, denen Kraft ihrer DDR-Herkunft eine besondere Ostkompetenz zugeschrieben wird. In einer 2001 erschienenen Publikation über die sowjetische Besatzung schrieben sie: „Das schlechte Gewissen vieler Deutscher wird dazu beigetragen haben, daß sie dankbar nach dem Topos von der Vergewaltigung deutscher Frauen griffen, um eigene Schuld zu verdrängen.“
Diese Sicht ist heute verdächtig populär
Die Übernahme solcher für die alte Bundesrepublik typischen Erklärungsmuster war für Ostdeutsche das Entreebillett zum akademischen und Medienbetrieb im wiedervereinigten Land. Denn mit der Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985 hatte sich auch im Westen die Erzählung vom „Tag der Befreiung“ offiziell durchgesetzt.
Knabe sieht diese Deutung kritisch, ohne ihr „für den Westen“ grundsätzlich zu widersprechen. Eine „neue Aktualität“ des grausigen Geschehens im deutschen Osten sieht er durch die russische Invasion der Ukraine gegeben. Diese Sicht ist heute verdächtig populär, was die Frage aufwirft, ob es sich nicht um eine neue Form der Selbstentfremdung durch vordergründige politische Nutzanwendung handelt. Dennoch: Knabes Buch füllt eine klaffende Lücke.
Der „konservativ -christliche“ CSU Stoiber : Amerika hat uns von Hitler befreit
https://www.youtube.com/watch?v=byNz7IeBrYI
Wenn jemand nach dem 8. Mai 1945 erklärt hätte, 80 Jahre später würden die Deutschen die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht als ihre „Befreiung“ feiern, dann wäre er als Deutscher zum damaligen Zeitpunkt besorgt auf seinen geistigen Zustand hin angesprochen worden.
Nun, 80 Jahre später, ist es tatsächlich soweit:
Diese irrwitzige Geisteshaltung ist endemisch geworden und Deutsche mit erhaltenem Denkvermögen fallen aus dem Rahmen.
Was ist in diesen Jahrzehnten mit den Deutschen geschehen?
Also zunächst: Wovon wurden die Deutschen 1945 befreit?
‑ Befreit von rund 6 Millionen toten Frauen und Kindern auf der Flucht vor den mordenden, schändenden Sowjetrussen, Polen und Tschechen?
‑ Von unserem gesamten Besitz im Osten, über ein Drittel bester deutscher Stammlande?
‑ Von weiteren Millionen an Männern, Frauen und Kindern durch die Terrorangriffe der Briten und Amerikaner auf Wohnsiedlungen?
– Durch den vorsätzlichen Massenmord an einer Million deutscher Kriegsgefangener im Wege der Hungerblockade durch Franzosen und Amerikaner noch nach der Kapitulation?
‑ Von insgesamt 15 ‑ 20 Millionen toten Deutschen in einem von diesen nicht gewollten Krieg?
‑ Von Gesundheit und Leben mit einem Millionenheer von Krüppeln und Waisen im Gefolge?
‑ Von Kunstschätzen, Baudenkmälern, Kultureinrichtungen, Industrieanlagen, privatem und öffentlichem Vermögen?
‑ Schließlich vom gesunden Menschenverstand?