Einspruch!

Die Moskauer Propaganda zur Mobilisierung der eigenen Bevölkerung im Ukraine-Konflikt bedient vor allem die in Russland populäre Erinnerung an den „Großen Vaterländischen Krieg“, also den Kampf und Sieg gegen Deutschland 1941-1945. Das ist nachvollziehbar, denn jeder Russe hat wenigstens ein Familienmitglied, das gefallen ist. Auch die Schlagwörter „Entnazifizierung“ und „Entmilitarisierung“ entstammen dem damaligen Jargon. Die erst kürzlich wieder stattgefundene große Parade in Moskau zur Feier des Sieges gegen Deutschland hat das erneut deutlich gemacht. Die Regimenter marschierten mit ihren heutigen russischen Truppenfahnen, neben ihnen die der Roten Armee von damals.

 

Wie eine Nation ihre Geschichte feiert oder auch nicht, ist ihre eigene Angelegenheit. Ebenso, wie sie sich in einem Krieg motiviert. Wir wollen den Russen gerne abnehmen, dass – wenigstens in der Vergangenheit – die Siegesparade am 9. Mai in Moskau nicht mehr explizit gegen Deutschland und die Deutschen gerichtet war. Der neuerliche Konflikt West gegen Ost scheint das allerdings geändert zu haben. Die Ausfälle seitens der Russen gegen Deutschland werden täglich schärfer.

 

Dies mag angesichts der Haltung der Bundesregierung, der deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine und der antirussischen Haltung der deutschen Medien verständlich sein, nur gibt es da klare Grenzen. Die „Entnazifizierungs-“ und „Entmilitarisierungskampagne“ der Russen nimmt mittlerweile deutlich skurrile Züge an, auch in Richtung Deutschland. Da werden z.B. im Internet deutsche Politiker wie der Bundeskanzler Olaf Scholz deshalb als „Nazis“ etikettiert, weil ihre Väter im Zweiten Weltkrieg in der Wehrmacht gedient haben. Also Sippenhaft.

 

Unabhängig von der sonstigen politischen Bewertung der Angegriffenen fühlen wir uns an dieser Stelle verpflichtet, Stellung zu beziehen. Dies auch und gerade deswegen, weil deutsche Journalisten – auf welcher politischen Seite auch immer – das russische Narrativ übernommen haben.

 

Wir wenden uns gegen jede pauschalisierende Herabsetzung und Entwürdigung von Soldaten. Dies gilt auch für die deutsche Wehrmacht, deren Angehörige in ihrer großen Mehrzahl im Zweiten Weltkrieg keine Verbrechen begingen. Sie kämpften überwiegend ritterlich und ehrenhaft. Unsere ehemaligen Gegner haben das auch stets anerkannt. Wir leugnen nicht die Kriegsverbrechen, die aus den Reihen der Wehrmacht begangen wurden, ebenso, wie wir darauf bestehen, die Kriegsverbrechen der Gegner Deutschlands zur Sprache zu bringen.

 

Die meisten Soldaten der Wehrmacht waren keine überzeugten Nationalsozialisten. Sie kämpften in ehrlichem Glauben für ihr Land, ihr Volk und ihre Heimat. Sie können für die Vergehen der damaligen Regierung nicht pauschal verantwortlich gemacht werden.

 

Fast jede deutsche Familie hat wenigstens einen Angehörigen, der in der Wehrmacht gekämpft hat. Sie waren oder sind deshalb keine Nazis. Wir wenden uns mit Entschiedenheit gegen alle Versuche, von welcher Seite auch immer, unser Volk und seine Soldaten in ihrer Ehre und Würde herabzusetzen.

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