Donbass: Putin will immer noch nicht so recht

von Redaktion

Westliche Experten wie Douglas Mcgregor, Scott Ritter und andere sowie östliche Stimmen schätzen die Stärke der russischen Streitkräfte im Donbass (sowie Weißrussland) auf wenigstens 750.000 Mann. Andere Meinungen kommen bereits auf nahezu 1 Million. Im Netz kursieren Zahlen, wonach Russland über 11.000 Panzer verfügt. Die ukrainische Restarmee wird dagegen auf höchstens 160.000 Mann beziffert, mit 2.000 Panzern. Dazu gehen der Ukraine die Munition für Rohrartillerie und Flugabwehr aus. Zerstörte gepanzerte Fahrzeuge können nicht mehr ersetzt werden. Die Bergung und Instandsetzung beschädigten Materials ist wegen der russischen Lufthoheit äußerst schwierig bis unmöglich. Der Westen liefert aufgrund der Umstellung auf Israel dingend benötigte Waffen und Munition kaum noch oder gar nicht mehr.

Nach dem völligen Scheitern der vom Westen forcierten „Großen Gegenoffensive“ Kiews vom Juni 2023 mit wenigstens 77.000 Gefallenen und tausenden zerstörter Fahrzeuge, ist die Ukraine zur völligen Defensive übergegangen. Es erfolgen nur noch einzelne schwache Gegenangriffe durch ungeschützte Infanterie ohne jegliche Unterstützung durch Artillerie oder aus der Luft. Hinzu kommt, dass die russische Luftwaffe wegen der fehlenden Flugabwehr jetzt direkt über der Front operieren kann.

Der ukrainische Artilleriekampf ist weitgehend zum Erliegen gekommen. Stattdessen verlegt man sich auf Nadelstiche mit Kampfdrohnen oder das Abfeuern vom Westen gelieferter Raketen auf die Krim, die zum überwiegenden Teil von den Russen abgeschossen werden.

Gleichzeitig gehen Kiew die personellen Reserven aus. In der Vergangenheit sind Mobilisierungsanstrengungen vor allem durch die grassierende Korruption („Freikäufe“) im Sande verlaufen. Die fronterfahrenen Führer und Soldaten sind fast alle gefallen oder invalide. Die Ukraine blutet buchstäblich aus.

Für Experten wie Mcgregor besteht kein Zweifel daran, dass Russland das militärische Potential hat, um die ukrainische Verteidigung, die wohl nur noch aus einer Linie und Minensperren besteht, zu überrennen und dem Krieg ein Ende zu bereiten. Stattdessen setzt Moskau aber die Strategie der Abnutzung fort. Gegenwärtig wird vor allem um die Stadt Awdijiwka (von manchen als „2. Bachmut“ bezeichnet) im Gebiet Donezk gekämpft. Dort wie an den meisten anderen Frontabschnitten (außer der Dnpjr-Linie im Süden) dringen die Russen langsam aber stetig vor. Auf diese Weise aber könnte eine Entscheidung im Krieg nur durch die völlige Erschöpfung der Ukraine fallen.

Warum zögert Putin mit dem großen Entscheidungsschlag? Auch hierauf hat der US-Oberst Douglas Mcgregor eine Antwort: Der Kreml-Chef will die NATO nicht zu einem direkten Eingreifen verleiten, er will weitergehende Zerstörungen in der Ukraine (und damit große zivile Opfer) vermeiden und er will seine eigenen Truppen schonen. Letztlich setzt Putin nach wie vor auf eine Verhandlungslösung.

Das ist zweifellos eine plausible Begründung, dürfte aber das Ende des Konfliktes noch wenigstens bis 2024 hinausschieben. Alles hängt davon ab, wie lange die Ukraine die Zermürbung noch durchhält. Dies ist aber ausschließlich davon abhängig, ob der Westen in Zukunft noch liefern kann und will. Die zerfahrenen politischen und wirtschaftlichen Zustände in den USA und der eskalierende Palästina-Konflikt lassen hierauf allerdings keine positive Antwort erwarten. Mcgregor ist sich jedenfalls sicher, dass Washington nicht beide Kriegsschauplätze wird unterhalten können.

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