Vor 160 Jahren – der deutsch-dänische Krieg nähert sich der Entscheidung

(Übersichtskarte siehe unten.)

Düppel 1864 – Bau der preußischen Angriffswerke

Zur Annäherung an die Düppeler Schanzen für den Sturm wurden hintereinander gestaffelte Parallelen gegraben, die durch im Zickzack angelegte Laufgräben verbunden waren. Ursprünglich war der Bau von drei Parallelen vorgesehen, deren vorderste bis auf 800 Schritt an die Schanzen heranreichen sollte. Aus dieser sollte der Sturm erfolgen, den das Oberkommando in Gravenstein auf den 14. April 1864 festgelegt hatte. Auf Vorstellung des preußischen Königs allerdings, der aus Rücksicht auf die Sturmtruppen ein weiteres Heranrücken an die Festungswerke befürwortete, wurde noch der Bau einer vierten Parallele befohlen und der Termin für den Angriff auf den 18. April 1864 verschoben.

Die erste Parallele wurde am 30. März fertiggestellt, die zweite am 8. April vollendet. Die Arbeiten an der dritten Parallele fanden in der Nacht vom 10. zum 11. April 1864 statt.  Beim Bau kam es darauf an, das direkt beobachtete Feuer aus den Schanzen auszuschalten. Dies geschah vor allem dadurch, dass nur bei Dunkelheit gearbeitet wurde. Zur Deckung wurden die Batterien der Angriffsartillerie wenige hundert Meter hinter die jeweilige Parallele vorgezogen. Um das Gelände für die Gräben zu gewinnen, war es Aufgabe der preußischen Infanterie, die dänischen Vorposten zurückzuschlagen bzw. im Handstreich gefangen zu nehmen und dann vor den Parallelen in Feindrichtung aus Schützenmulden zu sichern.

Die Aushubarbeiten wurden Nachts durch jeweils rund 2.500 Soldaten in zwei Schichten besorgt. Dabei wurden die Parallelen zunächst 1 m tief bzw. 2-3 m breit angelegt. Zur Feindseite wurden die Arbeiter durch Schanzkörbe, die mit dem Erdaushub gefüllt wurden, gegen Feindfeuer geschützt.

Reichte die Zeit bis zur Dämmerung nicht aus, um eine Parallele fertig zu stellen, wurde in der folgenden Nacht weitergearbeitet.

Tagsüber wurde preußischerseits ein mäßiges Artilleriefeuer gegen die Schanzen und deren Hinterland unterhalten. Dabei wurde am 10. April 1864 die berühmte Düppeler Mühle, die bis dahin den Dänen als Stellung für einen Artilleriebeobachter gedient hatte, zerstört.

Von Seiten der dänischen Verteidiger geschah überraschend wenig, um die fortschreitenden Sturmvorbereitungen des Gegners zu stören. Zwar gab es einige Angriffe durch Infanterie und auch Artillerieüberfälle, die jedoch erstaunlich halbherzig durchgeführt wurden. Die Preußen blieben bei ihren Arbeiten weitgehend unbehelligt. Fast schien es, als habe man sich in den Schanzen mit seinem Schicksal abgefunden. Schon begann auf deutscher Seite die Vermutung Raum zu gewinnen, die Dänen könnten sich – wie beim Danewerk – vor dem Sturm absetzen. Eine Ahnung, die, wie man später erfuhr, nicht ganz unzutreffend war.

Der Aushub der vierten und letzten Parallele erfolgte in der Nacht vom 13. auf den 14. April 1864. Man stand dann in einer Entfernung zwischen 300 (Schanze V) und 600 (Schanze I) Schritt vor den Düppeler Befestigungen.

Düppel 1864 – Plan für den Angriff

Der Bau der vierten und letzten Parallele wurde in der Nacht vom 13. auf den 14. April 1864 abgeschlossen. Aus ihr sollten vier Tage später die preußischen Sturmkolonnen zum Angriff auf die Düppeler Schanzen antreten. Gleichzeitig war die gesamte Artillerie zur Vorbereitung und Unterstützung des Sturmes in ihre Stellungen gebracht worden.

Den Dänen war klar, dass die Entscheidung nahte, der Zeitpunkt allerdings war ihnen nicht bekannt. In der Düppeler Stellung befanden sich 29 Bataillone und 85 Geschütze. Neben den eigentlichen Schanzen in der ersten Linie waren eine Reihe von weiteren Befestigungen als Rückzugsmöglichkeit im Rücken sowie die Brücken nach Sonderburg und die Stadt selbst besetzt. Insgesamt verfügten die Verteidiger über rund 11.000 Mann. Das Oberkommando führte, in Abwesenheit des erkrankten General Gerlach, General Steinman, in den Schanzen kommandierte General du Plat.

Die Preußen konnten damit rechnen, dass das vorhergehende eigene Artilleriefeuer die Kampfkraft der Verteidiger herabgesetzt hatte. In welchem Umfang allerdings, war nur bedingt festzustellen. Also kam es darauf an, die für den Sturm vorgesehenen Kräfte sowie die Unterstützung durch die Artillerie sehr stark zu machen. Das Oberkommando unter Prinz Friedrich Karl hatte hierzu 41 Bataillone und 100 Positionsgeschütze, darunter schwerste Festungskaliber, zur Verfügung. Dazu traten 32 bespannte Feldgeschütze, die der angreifenden Infanterie folgen sollten. Für den Sturm auf die Hauptstellung (die Schanzen I – VI des südlichen Flügels von insgesamt 10 Schanzen) waren in der ersten Linie 46 Kompanien bestimmt. Sie verfügten zur Räumung der Hindernisse vor der Festung über Pionierkräfte. Eine starke Reserve stand in zweiter Reihe dahinter. Die Zahl der preußischen Angreifer belief sich so auf insgesamt rund 37.000 Mann (6 Brigaden). Den Befehl über die Sturmtruppen hatte Generalmajor Albert von Manstein*.

Die Absicht der preußischen Führung war es, die Schanzen I – VI nach intensiver Artillerievorbereitung durch die Sturmtruppen aus der vierten Parallele im ersten Anlauf zu nehmen und die Schanzen VII – X auf dem nördlichen Flügel von der Flanke her aufzurollen; unmittelbar darauf mit nachfolgenden Kräften schnell in Richtung des Sonderburger Brückenkopfes vorzustoßen, um der dänischen Armee den Rückzug abzuschneiden, sie zu vernichten und auf diese Weise die Entscheidung im Krieg herbeizuführen.

Das Artilleriefeuer aus allen Rohren sollte am 18. April 1864 um vier Uhr früh beginnen; der Sturm  war für Punkt 10 Uhr befohlen.

Noch am 11. April hatte der dänische Oberkommandierende (Gerlach) angesichts der für sicher gehaltenen Niederlage der Kopenhagener Regierung dingend empfohlen, die eigene Armee vor dem Angriff der Preußen nach Alsen ausweichen zu lassen. Die Antwort war eine brüske Absage und der Befehl zum „Halten um jeden Preis“.

*) Albert Ehrenreich Gustav von Manstein, bei Düppel Generalmajor und Divisionskommandeur, später Kommandierender General des IX. Armeekorps (Altona), höchstdekorierter Truppenführer in den Kriegen 1866 und 1870/71. Zuletzt General der Infanterie. Großvaters des Generalfeldmarschalls der Wehrmacht und Träger der Schwerter zum Eichenlaub des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes, Erich von Manstein.)

Text: Stephan Ehmke

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