Vor 160 Jahren: der Tag von Düppel

(Übersichtskarte unten.)

18. April 1864: der Tag von Düppel

Nach sechsstündigem Feuer aus allen Rohren der Artillerie stiegen die preußischen Sturmtruppen am 18. April 1864 um Punkt 10 Uhr unter klingendem Spiel des Preußenliedes (hier anhören) und des eigens von Gottfried Piefke komponierten „Düppeler-Schanzen-Sturmmarsches“ (hier anhören) aus ihren Gräben. Jeder der sechs zuerst zu nehmenden Schanzen war eine Sturmkolonne zugewiesen, die aus mehreren Kompanien Infanterie sowie Pionieren bestand. Die bespannte Feldartillerie folgte dicht auf.

Mit kräftigem Hurra und entrollten Fahnen ging es im Laufschritt zu den Festungswerken. Dabei waren Entfernungen zwischen 100 und 200 Metern zu überwinden. Erste Verluste gab es durch das dänische Abwehrfeuer aus den Schanzen, allerdings weniger als befürchtet, denn das stundenlange Trommelfeuer der preußischen Artillerie hatte die gegnerischen Besatzungen geschwächt. Teilweise waren die dänischen Verteidiger gezwungen gewesen, ein gutes Stück hinter die Schanzen auszuweichen. Dies brachte den Angreifern erhebliche Vorteile.

Dieses Gemälde von Wilhelm Camphausen aus dem Jahre 1864 zeigt den Kampf in der Schanze II am 18. April 1864 um etwa Viertel nach zehn Uhr morgens.

Bei den Schanzen angelangt, beseitigten Pioniere die Sperren (Palisaden, Spanische Reiter usw.) vor und in den Gräben, um der Infanterie den Weg zu bereiten*. Doch der Sturm richtete sich nicht nur gegen die Schanzen selbst, sondern insbesondere gegen die Verbindungen zwischen den Werken. Diese sollten frühzeitig durchstoßen werden, um der Verteidigung in die Flanke und in den Rücken zu kommen.

Auch die optimistischsten preußischen Generäle hatten wohl nicht erwartet, dass die Schanzen I bis VI innerhalb von nur 10 Minuten und unter relativ geringen Verlusten genommen werden konnten. Die Dänen wehrten sich tapfer, viele von ihnen fielen in den Schanzen selbst. Doch der Einbruch der Preußen war zu stark. Schon fluteten große Teile der Verteidigung zurück, um die rückwärtig gelegenen Stellungen und den Brückenkopf vor Sonderburg zu erreichen. Während preußische Infanterie die Schanzen VII bis X noch von der rechten Seite her aufrollte, kam es bereits zu heftigen Verfolgungsgefechten im Rücken der Schanzen. Nun griff auch die schwere Artillerie der Angreifer wieder entscheidend ein. Brückenkopf und Stadt Sonderburg lagen unter Feuer, um der zurückgehenden dänischen Armee den Weg zu versperren.

Nach einer Stunde waren alle Schanzen gefallen und die Dänen im vollen Rückzug, auf dem Fuße gefolgt von preußischer Infanterie der zweiten Angriffswelle. Halbherzig geführte Gegenangriffe aus dem Brückenkopf vor Sonderburg vermochten den deutschen Angriffsschwung nicht mehr zu stoppen. Im Hinterland der Schanzen entspann sich nun ein letzter, erbitterter Nahkampf, der gegen 13 Uhr mit der Wegnahme des Brückenkopfes durch die Preußen endete. Nur Reste der dänischen Armee konnten sich nach Alsen retten.

Mit dem vollständigen Sieg der Preußen bei Düppel war der Krieg entschieden. Die Dänen hatten an diesem Tage die Hälfte ihrer Truppen verloren, welche die Schanzen verteidigt hatten. Es gab 808 Gefallene, 909 Verwundete und mehr als 3.000 gefangene Soldaten. Die Preußen verloren 1.201 Mann, darunter 263 beim Sturm auf die Düppeler Schanzen Gefallene.

Angesichts der Masse der zum Angriff angesetzten Truppen (37.000) sowie der dänischen Verteidiger (11.000) war die Zahl der Verluste relativ gering. Die Preußen konnten zwar davon ausgehen, dass die Schanzen durch das vorbereitende Artilleriefeuer (nicht erst am Morgen des Sturmtages, sondern auch in den Tagen und Wochen zuvor) in ihrem Kampfwert herabgesetzt waren. Ungeachtet dessen stellten sie aber ein starkes Bollwerk dar. Sicher spielte eine Rolle, dass die dänischen Verteidiger, unbeschadet ihrer tapferen Gegenwehr, in ihrer Moral bereits stark angeschlagen waren.

*) Am Fuße der Schanze II ereignete sich der sagenumwobene Heldentod des Pioniers Carl Klinke vom preußischen Pionierbataillon Nr. 3 (1. Brandenburgisches). Klinke sprengte eine Bresche in die Palisadenwand und kam dabei ums Leben. Bis heute ist ungeklärt, ob es sich um ein freiwilliges Opfer oder einen Unfall handelte. Klinke ist auf dem Friedhof der Gemeinde Broager begraben.

Was nach Düppel geschah

Mit dem vollständigen Sieg der Preußen bei Düppel war der deutsch-dänische Krieg, der mit dem Überschreiten der Eidergrenze am 1. Februar 1864 begonnen hatte, entschieden.

Die Reste der dänischen Armee gingen nach Fünen über; nur eine Division verblieb auf der Insel Alsen. Wenige Tage später endete auch die seit dem 8. März 1864 andauernde Belagerung der Festung Fredericia. Gegen die ernsten Vorstellungen der dänischen Heeresleitung beschloss die Kopenhagener Regierung die Preisgabe der Stadt. Am 26. April verließen die dänischen Truppen die Festung auf dem Seewege; die Preußen konnten ohne Widerstand einrücken.

Die Reihe der dänischen Niederlagen seit dem Februar 1864 wurde einzig noch durch ein – im Ergebnis allerdings völlig unbedeutendes – Seegefecht bei Helgoland durchbrochen, wo am 9. Mai 1864 ein dänisches Geschwader, bestehend aus drei Kriegsschiffen, einen gleich starken Flottenverband der Österreicher in die Flucht schlagen konnte.

Die starken deutschen Heeresverbände bedrohten nun offen die dänischen Inseln und damit das Herz des Königreichs mit seiner Hauptstadt. Am 25. April 1864 hatte eine Konferenz in London begonnen, an der neben den Konfliktparteien die Signatarstaaten der Londoner Protokolle von 1850/52 teilnahmen. Preußen hätte nun durchaus von einer Position der Stärke aus verhandeln können; jedoch taktierte Ministerpräsident Otto von Bismarck mit größter Geschicklichkeit, um eine antipreußische Koalition zu vermeiden. Anstatt die sofortige Abtrennung der Herzogtümer von Dänemark zu fordern, verlangte er lediglich deren Unabhängigkeit unter einer möglichen Personalunion mit dem dänischen König Christian IX.

Auch eine Teilung des Herzogtums Schleswig entlang der Sprachgrenze Flensburg-Tönning (heutige Grenzziehung) wollte er nicht ausschließen. Die dänische Regierung jedoch schien die militärischen und politischen Realitäten nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen. Geradezu halsstarrig hielt man an der Forderung eines „Dänemark bis zur Eider“ fest und wollte sich auch nicht dem intensiven Drängen der europäischen Mächte beugen. Nach acht Wochen fruchtloser Verhandlungen war die Konferenz an der Ignoranz der dänischen Regierung gescheitert und die militärischen Operationen begannen erneut.

Am 29. Juni 1864 setzten die preußischen Truppen im Rahmen einer großen Landungsoperation mit zwei Divisionen nach Alsen über und nahmen die Insel nach kurzem Gefecht gegen drei abgekämpft dänische Brigaden. Am 11. Juli wurde der Limfjord überschritten und der nördliche Teil Jütlands bis nach Skagen ohne weiteren Widerstand besetzt. Gleichzeitig erfolgte die Einnahme der nordfriesischen Inseln Sylt, Föhr und Amrum. Vor allem die rasche Einnahme Alsens mit der Bedrohung der Insel Fünen bewog schließlich die dänische Regierung zum Einlenken.

Das „Eiderdänische“ Ministerium Monrad wurde entlassen und durch eine konservative Regierung ersetzt. Am 20. Juli 1864 kam es zum Waffenstillstand von Christiansfeld und Snoghøj, welchem am 30. Oktober l864 der Friede von Wien folgte. Seine Bestimmungen bedeuteten nun für  Dänemark den Verlust von nahezu zwei Fünfteln seines ursprünglichen Staatsgebietes. Christian IX.  trat die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg an Preußen und Österreich ab.

Damit ging die mehr als vierhundertjährige Union Schleswig-Holsteins mit dem Königreich Dänemark zu Ende.


Text: Stephan Ehmke

Hier können Sie den Gesamttext „Der Deutsch-Dänische Krieg 1864“ herunterladen.

 

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